Keiner zuständig? Millionen Plastik-Plättchen in der Ems Lokalzeit OWL 09.10.2023 03:15 Min. Verfügbar bis 09.10.2025 WDR Von Florian Dolle

Plastikplättchen aus Kläranlage in Rheda-Wiedenbrück mittlerweile in der Nordsee

Stand: 09.10.2023, 17:16 Uhr

Bei einem Störfall der Kläranlage Rheda-Wiedenbrück im Juni sind insgesamt 3,3 Tonnen Plastik in die Ems gelangt. Und die sind auch jetzt noch im Wasser.

Inzwischen sind drei Monate vergangen seitdem die Plättchenpanne passiert ist. Von Behördenseite passiert aber aktuell - nichts. Zwei Angler sagen: Totschweigen und die Chips liegen lassen, das geht nicht.

Die Filterplättchen liegen mittlerweile nicht nur am Emsufer | Bildquelle: WDR

Bei dem Plastik handelte es sich um Filterplättchen aus der Kläranlage - so groß wie Zwei-Euro-Münzen. Laut Gutachten verteilt auf elf Kilometer; nach WDR-Informationen könnte die Strecke noch länger sein.

Gründe der Verschmutzung

Obwohl viele Menschen die Plättchen eingesammelt haben, sind noch viele zu finden | Bildquelle: WDR

Der Störfall in der Kläranlage hatte im wesentlichen zwei Gründe: zum einen ein Starkregen, den es statistisch nur alle 120 Jahre gibt. In der Nacht zum 23. Juni gab es außergewöhnlich viel Niederschlag, über neun Stunden und nicht wie gewöhnlich höchstens zwanzig Minuten. Im Klärwerk fiel eine Hochwasserpumpe aus und die Plättchen flossen über eine Wand in die Ems.

Plättchen sind mittlerweile bis in die Nordsee gespült worden

In der Nordsee seien die Plättchen schon entdeckt worden | Bildquelle: WDR

Eigentlich wollte die Stadt den Plastikmüll schon längst entfernen, trotzdem ist ein Großteil der Ems immer noch verschmutzt. Mitarbeitende des Bauhofs waren damit beauftragt, die Plättchen einzusammeln, doch die Böschung rund um die Ems ist so dicht bewachsen, dass das nur bei einem kleinen Teil wirklich geklappt hat.

Schätzungsweise sind sechs Millionen dieser 50-Cent-Stück-großen Plastikchips in die Umwelt geraten. Manche Plättchen wurden offenbar schon bis in die Nordsee gespült. Der größte Teil bleibt irgendwo liegen.

Akute Gefahr

Friederike Gabel sieht in den Plastikplättchen eine akute Gefahr für die Umwelt | Bildquelle: WDR

Friederike Gabel ist deutschlandweite Expertin zu Verschmutzung in Gewässern. Sie sagt: Die wirkliche Gefahr bahnt sich erst an. Da das Plastik Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, wird das Mikroplastik eine große Gefahr für Tiere.

Weitere Vorgehensweise

Nachgefragt in Rheda und Warendorf und bei den Bezirksregierungen Detmold und Münster: "Eine Abschätzung über den Umfang der eingesammelten Plättchen, sowie über den weiteren zeitlichen Verlauf der Sammlung kann aktuell nicht getroffen werden."

Momentane Lösung

Zu den Plättchen, die nun mal in und an der Ems sind, kommen wohl keine Neuen hinzu. Die eigentlich noch nagelneue millionenteure Anlage, aus der die Plättchen ausgetreten waren, hat die Kläranlage Rheda vorerst abgeschaltet.