Der Olper Polizist besucht regelmäßig Schulen und Kindergärten - und informiert Eltern über die Inhalte, die verbreitet werden, aber auch über das Strafmaß, das Eltern oder Kinder erwartet. Denn darüber sind sich viele gar nicht bewusst. Im WDR-Interview gibt Michael Meinerzhagen Tipps zum richtigen Verhalten.
WDR: Herr Meinerzhagen, welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie in Schulen und Kindergärten auf Eltern treffen, um dort aufzuklären?
Michael Meinerzhagen: Vielen Eltern ist nicht bewusst, welche Inhalte über WhatsApp versendet werden. Dabei ist manchen Eltern auch nicht klar, dass das Versenden oder bereits der Besitz einer bestimmten Datei, die ich als Empfänger bekommen habe, schon ein Straftatbestand abbildet. Wenn ich den Eltern im Vortrag davon berichte, um welche Inhalte es geht und welche Strafen das Gesetz dafür vorsieht, machen einige Eltern einen sehr überraschten und schockierten Eindruck.
WDR: Welche Infos fehlen den Eltern? Was schätzen die Eltern Ihrer Meinung nach falsch ein?
Meinerzhagen: Viele Eltern kennen sich mit den Sicherheitseinstellungen der Smartphones und Apps nicht aus und wissen daher nicht, wie sie ihr Kind vor problematischen Inhalten schützen können. Meiner Ansicht nach schätzen viele Eltern die Suchtgefahr aber auch den respektvollen Umgang ihrer Kinder in den sozialen Medien nicht richtig ein.
Oft fehlt es den Kindern an Wertevermittlung und Regeln. Daher kommt es in vielen Fällen dazu, dass teils sorglos in Chatgruppen Sticker oder Memes mit strafbarem Inhalt verbreitet werden.
Michael Meinerzhagen
Kriminalhauptkommissar Michael Meinerzhagen ist seit 2007 bei der Kriminalpolizei tätig. Zwölf Jahre war er hauptsächlich im Bereich Einbruchskriminalität beschäftigt. Seit vier Jahren arbeitet er beim Kriminalkommissariat Opferschutz / Kriminalprävention in der Kreispolizeibehörde Olpe und berät die Bürgerinnen und Bürger in Sachen Kriminalitätsvorbeugung. Dazu gehören auch Informationsabende in Schulen und Kindergärten zum richtigen Umgang mit Medien.
WDR: Mit welcher Strafe muss ich rechnen, wenn ich solche Sticker oder Memes verschicke?
Meinerzhagen: Das kommt immer auf den Inhalt dieser Dateien an, der individuell bewertet werden muss. Bei einem Vergehenstatbestand können für Jugendliche erzieherische Strafen nach dem Jugendstrafrecht ausgesprochen werden. Falls es sich sogar um einen Verbrechenstatbestand handelt, ist eine Mindeststrafe von einem Jahr Freiheitsstrafe vorgesehen.
WDR: Wie geht die Polizei in einem konkreten Fall vor?
Meinerzhagen: Wenn Strafanzeige erstattet wird, werden grundsätzlich Ermittlungen in Gang gesetzt. Zunächst werden Beweismittel gesichert, ausgewertet und dann Zeugen und Tatverdächtige angehört. Im Einzelfall kann das bedeuten, dass die Polizei mit richterlichen Durchsuchungsbeschlüssen Wohnungen durchsucht und Beweismittel wie zum Beispiel Smartphones sichergestellt oder beschlagnahmt.
WDR: Was folgt dann?
Meinerzhagen: Nach Abschluss der Ermittlungen wird das Verfahren zur weiteren Bearbeitung an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Sofern Kinder und Jugendliche an dem Ermittlungsverfahren beteiligt sind, werden die zuständigen Jugendämter darüber informiert.
WDR: Kinder und Jugendliche werden immer jünger, wenn sie ihr erstes Handy bekommen. Worauf sollten Eltern achten?
Meinerzhagen: Die Eltern sollten zunächst einmal entscheiden, ob für das Kind nicht ein Mobiltelefon ohne Internetzugang ausreicht. Falls es doch ein Smartphone sein soll, ist zu betrachten, ob das eigene Kind reif genug ist, damit verantwortungsvoll umzugehen. Ich erachte es als wichtig und empfehlenswert, dass Eltern sich Medienkompetenz aneignen und ihre Kinder als Vertrauensperson und Ratgeber begleiten, um mit den Gefahren der Smartphone-Nutzung richtig umzugehen.
Das Interview führte Elli Konstantinidis.
Über dieses Thema berichten wir am 25.09.2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit Südwestfalen, 19:30 Uhr.