"Ich habe davon noch nie was gehört", sagt der Mann vor der Schulaula zu Michael Schoppe. "Und wir bekommen hier eigentlich immer alles mit." Einigen der rund 70 Besucher an diesem Abend fällt es offenbar noch immer schwer zu glauben, was damals in den 1970er Jahren passiert ist.
Das Ende des langen Schweigens
Genau deshalb war es Michael Schoppe so wichtig herzukommen und darüber zu sprechen, was ihm mit zehn Jahren in Netphen passiert ist. Sexueller Missbrauch durch den Gemeindepfarrer.
"Jahrzehntelang habe ich versucht das zu verdrängen", sagt Schoppe. Selbstverletzungen, Depressionen und ein Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie liegen hinter ihm.
Als dann das Missbrauchsgutachten der katholischen Kirche 2010 veröffentlicht wurde, kommt vieles wieder hoch. Michael Schoppe spricht von einer Retraumatisierung.
Erzbistum erkennt den Missbrauch an
Kurz darauf beginnt sein Kampf um Anerkennung. "Ich habe mich damals an die Gemeinde in Netphen gewandt" erzählt Schoppe. "Das hat aber niemanden interessiert."
Dieses Desinteresse kennt auch Heinrich Maiworm. Der Vorsitzende der "Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn" sitzt an diesem Abend mit Schoppe auf dem Podium.
"Was den Betroffenen fehlt, ist die Anerkennung des Leids", sagt er. "Vor allem durch die Amtskirche". Genau das hat Michael Schoppe mittlerweile erreicht. Das Erzbistum hat den Missbrauch anerkannt.
"Aber, dass jetzt drauf geschaut wird, dass ich vielleicht für andere Betroffene ein Vorreiter bin, dass die sich melden, das war meine eigentliche Message." Michael Schoppe lächelt.
Die Diskussion ist gut gelaufen für ihn. Niemand der rund 70 Mitgliedern hat versucht, sein Leid zu relativieren oder es in Frage gestellt. "Alles Gute, Herr Schoppe", ruft ihm ein älterer Mann beim Verlassen des Gymnasiums Netphen zu und hebt seinen Hut.