Andreas Eller ist ein bisschen nervös. Den Bundespräsidenten treffe man ja nicht alle Tage, insbesondere nicht für ein zweistündiges Treffen. Der Allgemeinmediziner ist als einer von elf Gesprächsgästen zur Kaffeetafel geladen.
Thomas Schäfer ist da etwas entspannter. Ein letztes Foto vor dem Bürgerbus, für den er sich als Vorsitzender des Vereins ehrenamtlich engagiert, dann geht es ins Bürgerhaus.
Bundespräsident Steinmeier geht voran, begrüßt seine Gäste per Handschlag und leitet sie zum Tisch. Steinmeier setzt sich in die Mitte; die anderen Gäste an die Sitzplätze, die mit ihren Namen versehen sind.
Steinmeier führt durch das Gespräch
Steinmeier eröffnet die Runde, gut unterrichtet: Großes Diskussionsthema in der Stadt ist der Neubau eines Krankenhauses auf einem Waldstück. Gesundheitliche Versorgung vs. Umwelt- und Naturschutz? Als einer der ersten darf Hausarzt Eller seinen Standpunkt vertreten.
Es wird kontrovers, die Naturschützer halten nicht mit ihrer Meinung zurück. Alexandra Kazmierczak und Isolde Renger sorgen sich um den gefährdeten Wald.
Steinmeier bleibt ruhig, isst ein Stück von seiner Donauwelle. Er hört zu, beobachtet die Diskussion: "Wir sind hier in der typischen politischen Situation, dass man anderer Meinung ist", schlichtet Steinmeier. Themenwechsel.
Auch alltägliche Probleme Thema
Miriam Peitsmeyer sitzt direkt neben Steinmeier in dem großen Raum im Bürgerhaus. Ihre drei Kinder im Alter von vier bis vierzehn Jahren können zwar mit Fahrrad und Bus fahren, aber häufig müsse die Mutter auch Elterntaxi spielen.
"Aber das ist typisch", sagt Steinmeier. Er kennt diese Probleme.
Der Bundespräsident nimmt sich Zeit und hört zu
Steinmeier erzählt von seinem Heimatdorf Brakelsiek im Kreis Lippe: In seiner Jugend habe es noch vier Kneipen gegeben, jetzt sei es nur noch eine. Und der Wirt, Mitte 60, würde auch keinen Nachfolger finden. Das Problem mit fehlendem ÖPNV sei das eine, fehlender Nachwuchs das andere.
Klar, Lösungen für diese Probleme kann er nicht bieten, aber er kann zuhören und Ideen mitnehmen: wie zum Beispiel den Bürgerbus von Thomas Schäfer. Vierzig Ehrenamtler fahren durch die Ecken der Stadt, die der reguläre Nahverkehr nicht bedient. Steinmeier ist beeindruckt, Schäfer freut sich.
Es bleibt ein offener Austausch und Einigkeit darüber, dass respektvoll miteinander diskutiert wurde - auch wenn daraus keine Lösungen oder gar Handlungen entstehen. In der heutigen Zeit leider keine Selbstverständlichkeit, so der Bundespräsident.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 13.03.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit OWL und im Radio auf WDR 2.