Gütersloher Bürgermeister gegen Pläne für neue Unterbringungseinrichtung
Stand: 03.11.2022, 17:29 Uhr
Die Bezirksregierung Detmold will prüfen, ob die ehemalige Mansergh-Kaserne in Gütersloh für eine zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete genutzt werden kann. Dagegen wehrt sich Bürgermeister Norbert Morkes.
Auf dem Gelände des Mansergh-Quartier in Gütersloh soll eine zentrale Unterbringungseinrichtung für 1000 Geflüchtete eingerichtet werden. Mit diesem Vorhaben hat sich Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling an den Bürgermeister von Gütersloh Norbert Morkes gewandt. Dieser wehrt sich gegen die Pläne.
In einem Brief an die Bezirksregierung Detmold erklärt Morkes, dass die Stadt schon jetzt überlastet sei und keine weiteren Kapazitäten für die Unterbringung aufbringen könne. Als Beispiel führt der Bürgermeister unter anderem die fehlende soziale Infrastruktur an: "Ein Gelände allein reicht nicht, um diese Menschen unterzubringen. Wir sind bereits an unseren Grenzen angekommen. Das habe ich auch Frau Bölling mitgeteilt."
Aufnahmeverpflichtung übererfüllt
Der Beigeordnete Henning Matthes ist für den Geschäftsbereich "Familie, Jugend, Schule, Soziales und Sport" in Gütersloh verantwortlich. Er erklärt, dass die Stadt Gütersloh in diesem Jahr bereits 957 Geflüchtete aufgenommen habe und damit den Aufnahmesoll mit 112 Prozent übererfülle.
Matthes verdeutlicht: "Das ist eine enorme Drucksituation für die Kommunen. Wir haben viele Kinder aus der Ukraine hier, fast 290 die alle einen Schulplatz haben. Wir stehen am Limit dessen was möglich ist."
Mansergh-Quartier nicht bezugsfertig
Ebenfalls kritisch sehen Morkes und Matthes die sofortige Nutzung des Mansergh-Quartier Geländes. Das Gelände sei schlicht nicht bereit und es bräuchte fast ein ganzes Jahr, um hergerichtet zu werden.
Morkes betont den bisherigen Willen der Stadt Gütersloh, Geflüchtete aufzunehmen: "Wir sind sehr engagiert gewesen, haben spontan Menschen aufgenommen. Aber, wenn es um 1000 Personen geht und die langfristige Nutzung des Geländes, sind wir an den Grenzen unserer Kapazitäten angekommen." Dies habe er Präsidentin Bölling in einem Brief mitgeteilt.
Anfrage vom Bundesministerium
Die Bezirksregierung in Detmold wurde vom zuständigen Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration gebeten, die Kaserne auf ihre Eignung hin zu prüfen. Die Begutachtung habe bislang noch nicht stattgefunden. Eine Entscheidung über die Nutzung könne erst danach fallen.
Die Bezirksregierung will in der Region 600 zusätzliche Plätze für Geflüchtete bereitstellen. Damit reagiere man auf die steigenden Zahlen Geflüchteter, vor allem aus der Ukraine. 100 zusätzliche Plätze sollen in der Notunterkunft Büren entstehen. Zudem wird eine Notunterkunft in Gütersloh reaktiviert. Dort finden bis zu 500 Menschen Platz.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 03.11.2022 im Radio auf WDR 2.