Feierabend für Dirk Nietmann. Sein Schreibtisch steht in der Uni in Münster - sein Esstisch bei der Familie in Olfen. Ein Pendler, wie es sie tausende gibt im Land. Und die verstopfen mit ihren Autos morgens und abends die Straßen in Münster.
Dirk Nietmann greift aber nicht mehr zum Autoschlüssel nach getaner Arbeit. Mit einem schwungvollen Griff schnappt er sich den weißen E-Scooter, der neben der Bürotür steht.
Sonst fast immer mit dem Auto
Bis zum Bus sind es für Dirk Nietmann fast vier Kilometer - zu lang zum Laufen. "In den vergangenen zwei Jahren bin ich mal mit dem Fahrrad gefahren, mal mit dem Bus - zu 99 Prozent aber mit dem Auto." Insgesamt hat der Pendler um die 40 Kilometer von Haustür zu Haustür.
Genau solche Menschen sind das Beuteschema für das Versuchsprojekt im Kreis Coesfeld: Wer ein Deutschlandticket hat, kann sich in Senden, Coesfeld und Lüdinghausen einen Scooter mieten. Für zehn Euro im Monat. Natürlich ist der Betrag nicht kostendeckend. Land und Kreis bezuschussen das Projekt.
Projekt wird ausgeweitet
Etwa einen Monat nach Start des Projekts ist die Nachfrage nach den Rollern noch immer hoch. Der Kreis Coesfeld stockt nun auf. Aus 20 Rollern werden nun 40 Roller. Und: Es könnten auch noch mehr werden - wenn Bund und Land zusätzliches Fördergeld bewilligen. Laufzeit des Pilotprojetkts ist bis Ende 2024.
"25 Euro Stundenlohn netto - das geht in Ordnung"
Dirk Nietmann sitzt in der Buslinie S90. Sein Scooter liegt dort, wo auch Räder oder Kinderwagen mitfahren. "Ich hatte schon selber mit dem Gedanken gespielt, mir einen Scooter zu kaufen. Aber mehr als 700 Euro direkt auf den Tisch? Das war mir dann irgendwie zu viel."
Dabei hätte sich der Scooter für ihn wohl auch ohne Subvention gerechnet. "Ich spare unter dem Strich im Monat 300 Euro und habe dafür insgesamt 12 Stunden mehr Pendelzeit. 25 Euro Stundenlohn netto - das geht in Ordnung."
Gut für den Geldbeutel - gut fürs Gewissen
Für Dirk Nietmann spielt nicht nur das Geld eine Rolle bei seiner Entscheidung: "Ich bin jetzt 51 Jahre alt. Wenn sich sehe, was die jüngere Generation so macht, um sich für das Klima zu engagieren, da ist es vielleicht an der Zeit, dass man selber ein bisschen Bequemlichkeit zurücksteckt."