Diabetesmedikament wird im Münsterland knapp Lokalzeit Münsterland 17.10.2023 Verfügbar bis 17.10.2025 WDR Von Markus Wollnik

Abnehmspritze bringt Diabetiker im Münsterland in Not

Stand: 17.10.2023, 21:27 Uhr

In den Apotheken im Münsterland bekommen Diabetiker oft nicht mehr die Medikamente mit Blutzuckersenker, die sie benötigen. Denn Übergewichtige nutzen diese Mittel zum Abnehmen.

Diabetes-Patientin Beate Prott aus Ascheberg im Münsterland spritzt sich regelmäßig das Medikament Ozempic. Das senkt bei ihr den Blutzuckerspiegel. Doch trotz Rezept bekommt die 66-Jährige das Medikament im Moment in keiner Apotheke. Die Folge: "Ich wurde nervös. Schweißausbrüche. Nicht schlafen können", erzählt Beate Prott. Ohne das Medikament muss die Diabetikerin ihre tägliche Dosis Insulin, die sie auch nimmt, erhöhen.

Wunderwaffe gegen Übergewicht

Der Grund für die Misere: Das Medikament Ozempic mit dem Wirkstoff Semaglutid eignet sich auch zum Abnehmen. Im Internet ist ein regelrechter Hype darum entbrannt. Prominente wie Elon Musk erklären öffentlich, dass sie mit der so genannten Abnehmspritze zehn und mehr Kilo in kürzester Zeit verloren haben.

Engpässe in Apotheken

Patientin Beate Prott (links) sucht Rat bei der Diabetologin. | Bildquelle: WDR/Markus Wollnik

Diabetologen wie Silke Fröhlich aus Senden ärgern sich darüber. Denn offenbar verschreiben Ärzte die Spritze, die eigentlich nur für Diabetiker gedacht ist, auch Menschen, die möglichst schnell und mühelos abnehmen wollen. "Das Problem ist, die Medikamente fehlen dann für unsere Diabetes-Patienten", erklärt die Diabetologin. Apotheker im Münsterland berichten, dass es immer wieder Engpässe gibt und Patienten manchmal tagelang auf das für sie so wichtige Medikament warten müssen.

Patienten verärgert

Diabetes-Patientin Beate Prott hat nur wenig Verständnis für den Hype um die Spritze, die sie dringend benötigt, um ihren Blutzuckerspiegel niedrig zu halten, die andere dagegen freiwillig nehmen, damit überschüssige Pfunde purzeln. "Verrückt!", meint Beate Prott. "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das gut für den Körper ist, wenn man wirklich kein Diabetes hat und sich das Zeug dann spritzt." Beate Prott will sich jetzt für den Notfall einen Vorrat von dem Medikament Ozempic anlegen - wenn es denn wieder erhältlich ist.