Bürokratieabbau im Handwerk

Stand: 01.07.2024, 12:34 Uhr

Statistiken, Dokumentationen, Kontrollen - das sorgt in Handwerksbetrieben für viel zusätzliche Arbeit und Frust. Die Handwerkskammer Münster hat deshalb Mitte Juni eine Umfrage gestartet, um Beispiele für unnötigen Schreibkram zu sammeln.

Von Nicole Albers

"So kann es nicht weitergehen", meint Wilhelm Geelink. Zusammen mit seiner Frau leitet er eine Traditionsbäckerei im münsterländischen Vreden. Zusätzlich zu seiner eigentlichen Arbeit verbringt er viele Stunden in der Woche am Schreibtisch, um seiner Dokumentationspflicht nachzukommen. Vieles davon hält er für überflüssig.

"Alles muss dokumentiert und abgeheftet werden"

Wilhelm Geelink in seiner Backstube. | Bildquelle: WDR/ Nicole Albers

Beispiel Reinigung: "Wir reinigen jeden Tag unsere Backstube, das haben wir immer gemacht, das muss auch sein, schließlich arbeiten wir mit Lebensmitteln", doch was ihn nervt, ist die Dokumentation. Diese Reinigung muss aufgeschrieben und von demjenigen, der es getan hat, unterschrieben werden unter Aufsicht des Chefs.

"Für alles braucht es einen Beauftragten"

Genauso läuft es bei der Reinigung der Lieferfahrzeuge. Außerdem muss sein Betrieb einen Brandschutz- und Sicherheitsbeauftragten, sowie einen Ersthelfer vorweisen, der regelmäßig den Erste-Hilfe-Koffer checkt, Verbandsmaterial nach Ablauf austauscht und auch das wiederum dokumentiert. Und natürlich brauchen diese Beauftragten regelmäßige Schulungen.

Ein Kellerraum voller Akten

Kein Platz mehr: Alles voll mit Ordnern. | Bildquelle: WDR/ Nicole Albers

Das alles kostet Zeit, Geld und auch Platz, denn all diese Dokumente muss der Betrieb mehrere Jahre lagern. Mittlerweile ist ein Kellerraum gefüllt mit Aktenordnern.

Und dann sind da noch die vielen Besuche: "Mindestens einmal im Monat kommt unangekündigt irgendein Kontrolleur, der eine Nachfrage hat oder irgendwas nachgucken muss." Diese Besuche muss der Betrieb übrigens auch bezahlen.

Veränderungen dauern Jahre

So läuft es in allen Betrieben, und schon seit Jahren stöhnen die Unternehmen unter dieser zusätzlichen Last. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) steht in engem Austausch mit dem Bundesjustizministerium, "doch es dauert Jahre, bis dieser Wust an Verordnungen und Richtlinien abgebaut wird", meint Jürgen Kroos, Vizepräsident der Handwerkskammer Münster.

Einiges lässt sich kommunal regeln

Seine Kammer will den ZDH nun mit weiteren ganz konkreten Beispielen füttern und hat deshalb Mitte Juni eine Umfrage gestartet. 27 Handwerksbetriebe aus Westfalen-Lippe haben bereits reagiert, ihren Unmut geäußert und Beispiele für unnötige Bürokratie geliefert.

"Davon betrifft einiges landes- und bundesweite und auch EU-Richtlinien", doch es gibt auch Probleme, die sich kommunal regeln lassen. Kroos will solche Beispiele an die regionalen Behörden weitertragen.

"Wir können nur an die Betriebe appellieren, uns weitere Beispiele zu nennen, um nach und nach diesen Berg an unötiger Bürokratie abbauen zu können." Jürgen Kroos, Vizepräsident der Handwerkskammer Münster

Das hofft auch Bäcker Wilhelm Geelink, denn dann bliebe "uns viel mehr Zeit, um uns um Sachen zu kümmern, die wir gerne tun und wo unsere Leidenschaft ist."

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Handwerkskammer Münster

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.07.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Münsterland und im Radio auf WDR 2.