Waldbrand in Kanada versperrt Weg zu Häusern

Das kann man gegen Waldbrände tun

Stand: 22.08.2023, 15:48 Uhr

Tausende Waldbrände zerstören im Moment weltweit unsere Natur. Doch es gibt Möglichkeiten, Waldbrände zu verhindern oder zumindest einzudämmen: Was Mischwälder, Schutzzonen und ein spezielles Gel bewirken können.

Ob in Griechenland, Kanada oder auf Teneriffa: In vielen Teilen der Welt zerstören Brände Wälder, Häuser und Städte. Feuerwehren versuchen die Feuer unter Kontrolle zu bekommen, Rettungskräfte evakuieren Einwohnerinnen und Einwohner. Um solche Waldbrände zu verhindern oder zumindest zu begrenzen, gibt es unterschiedliche Methoden. Ein Überblick.

Mischwälder pflanzen

Wälder sollten nach Möglichkeit aus verschiedenen Baumarten bestehen und nicht aus Monokulturen, raten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Naturschutzorganisationen wie Greenpeace oder WWF. Waldbrände können sich in Mischwäldern nicht so gut ausbreiten, zeigen etwa Studien des European Forest Institutes (EFI).

Monokulturen seien zudem anfälliger für Extremsituationen wie Kälte, Dürre oder Stürme und würden öfter von Schädlingen wie dem Borkenkäfer befallen. Der WWF rät, in Kiefernwäldern Laubbäume zu pflanzen, "um stabile, resiliente Wälder zu erhalten".

Schutzzonen anlegen

Brände entstehen oft an Waldwegen, Bahnlinien und an Rändern von Siedlungen. Hier ist es entscheidend, auf welche Vegetation das Feuer trifft.

Befindet sich dort viel Unterholz, leicht brennbares Totholz oder auch Gras, ist die Gefahr der schnellen Ausbreitung größer. Fachleute raten dazu, in solchen Bereichen Schutzzonen einzuführen, in denen regelmäßig Tot- und Unterholz entfernt und das Gras untergegraben wird.

Schneisen und gezielte Brände

Um die großflächige Ausbreitung von Waldbränden zu verhindern, kann man in gefährdeten Gebieten sogenannte "Waldbrandriegel" anlegen. Solche Riegel gibt es zum Beispiel in der Lübtheener Heide in Mecklenburg-Vorpommern.

Diese sind quer zur Windrichtung angelegt und bestehen aus einem mindestens 25 Meter breiten Streifen von Laubbäumen, die mehr Flüssigkeit speichern und weniger leicht brennen als Nadelbäume. Danach folgt eine sechs Meter breite Schneise, die komplett von brennbarer Vegetation freigehalten wird, sowie ein Zufahrtsweg für Einsatzfahrzeuge und ein Zugang zu Löschwasser.

Auch gezielte und kontrollierte Brände, die die Feuerwehr außerhalb der Brandsaison legt, können helfen, die entzündliche Menge an Laub, Wurzeln und Unterholz gezielt zu verringern. Die Entfernung von toter Materie sei "eine wirkungsvolle Strategie", sagte Alexander Held vom EFI der "Süddeutschen Zeitung".

Ein Schutzgel für Bäume?

Forscherinnen und Forscher der Stanford Universität haben 2019 ein spezielles Gel vorgestellt, das auf Bäume aufgetragen werden kann, um zu verhindern, dass diese Feuer fangen. Die gelartige und klebrige Flüssigkeit auf Zellulosebasis soll wie eine Art Film die Bäume vor Flammen schützen. Es enthält zwar Wasser, ist aber nicht wasserlöslich.

Hauptautor der Studie ist der Assistenzprofessor für Materialwissenschaft und -technik an der Stanford Universität in Kalifornien, Eric Appel. Er sagt, dass die Feuerwehr durch das Gel Waldbränden präventiv vorbeugen kann. Der entscheidende Vorteil des Gels sei, dass es nahezu jeder Witterung standhalten würde und umweltverträglich sei – ganz im Gegensatz zu ähnlichen Gels auf dem Markt, die zum Beispiel Stuntmänner und -frauen benutzen.

Diese Brandschutzgels werden auch an Häusern oder der kritischen Infrastruktur angebracht, sagt Johann Georg Goldammer, Professor für Feuerökologie am Max-Planck-Institut für Chemie in Freiburg. Allerdings würde das Gel in diesen Fällen nur kurzfristig schützen. Während es in Europa nahezu unbekannt ist, würde es in Nordamerika oft benutzt werden.

Bevölkerung sensibilisieren

"Fast alle Waldbrände werden vorsätzlich oder fahrlässig von Menschen verursacht", sagt der WWF in einer Studie. Neben Brandstiftungen sind es vor allem Unachtsamkeiten, die Brände auslösen: Lagerfeuer und Grillstellen, zündelnde Kinder, überhitzte Maschinen, heiße Autoteile beim Parken in hohem Gras. Und natürlich weggeworfene Zigaretten.

Das Problem sei, dass der Klimawandel bei vielen Menschen immer noch nicht angekommen sei, so der Forstwissenschaftler Held: "In einem gesunden Wald ist es gar nicht so einfach, mit einer Kippe etwas anzuzünden." Doch der Wald ist schon lange nicht mehr gesund, wie die Waldschadensberichte jedes Jahr aufs Neue zeigen. Aufklärungskampagnen sollen helfen, die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Übrigens: Dass Waldbrände entstehen können, weil die Sonne in einem bestimmten Winkel auf eine Glasscherbe trifft, ist ein Mythos. Schon 2006 führte der Deutsche Wetterdienst Experimente in einem Wald durch, die diesen Irrglauben widerlegten.