Es war eine seiner ersten Amtshandlungen: Der alte und neue US-Präsident Trump hat angekündigt, dass die USA so schnell wie möglich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen austreten wollen - wie schon einmal 2017. Warum macht er das? Wie wirkt sich das auf den weltweiten Klimaschutz aus? Und wie kann es auch ohne die USA weitergehen? Fragen und Antworten.
Was steht eigentlich im Pariser Klimaabkommen?
Das Pariser Klimaabkommen wurde im Dezember 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris beschlossen und hat das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit – und möglichst auf 1,5 Grad - zu begrenzen. Fast alle UN-Staaten haben sich damals dazu verpflichtet. Damit sollen die schlimmsten Folgen der Klimakrise abgewendet werden – etwa häufigere und heftigere Hitzewellen, Dürren, Waldbrände, Unwetter und Überschwemmungen.
Warum steigt Trump aus?
Trump zweifelt die menschengemachte Erderwärmung an und hält das Abkommen für "Abzocke". Deswegen will auch er nicht mehr in die internationalen Klimafonds einzahlen. "Das ist sein Hauptmotiv. Deswegen steigt er ja auch bei der Weltgesundheitsorganisation aus, wo die USA noch mehr zahlen", sagt WDR-Wissenschaftsjournalist Lorenz Beckhardt.
Aktuell fließen aus den USA über verschiedene Wege (Kredite, Fonds etc.) etwa elf Milliarden US-Dollar an die Entwicklungsländer. Zum Vergleich: Aus Deutschland sind es etwa sechs Milliarden.
Auf der letzten Weltklimakonferenz in Baku haben die Teilnehmer beschlossen, die jährliche Zahlung der Industrieländer an die Entwicklungsländer von 100 auf 300 Milliarden US-Dollar bis 2035 hochzufahren. Die USA hätten rund zehn Prozent davon getragen. Das fällt nun erstmal weg.
Ist Trumps Ausstieg das Ende des Abkommens?
"Nein, das Pariser Abkommen ist ein auf Jahrzehnte angelegter Prozess, der auch nach Trumps zweitem Ausstieg aus dem Abkommen weitergehen wird", sagt Lorenz Beckhardt. Aber es sei ein Rückschlag angesichts der wenigen Zeit, die bleibe. "Denn wir hatten gerade das erste Jahr global dauerhaft über 1,5 Grad Erderwärmung und müssen bald den Scheitelpunkt der Treibhausgas-Emissionen erreichen, wenn die ehrgeizigsten Ziele des Abkommens noch eingehalten werden sollen."
Auch Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch, betont: "Trump und seine Regierung werden sicherlich die Dynamik der Energierevolution in den USA in gewissem Maß abbremsen. Aber noch nie in der Geschichte der Menschheit ist eine Energieform so schnell gewachsen wie jetzt die Erneuerbaren Energien. Die Regierung Trump kann diesen Trend wohl verlangsamen, aber nicht aufhalten."
Werden andere Staaten den USA folgen?
Nein, das war schon auf der letzten Klimakonferenz in Baku sichtbar. "Alle wussten, dass Trump wieder aussteigen wird. Niemand will raus - außer ihm", sagt Lorenz Beckhardt. Denn das Abkommen habe ja keine Nachteile für die Staaten - im Gegenteil: "Es hat wirtschaftliche und politische Vorteile, wenn man an Bord bleibt."
Auch Klimaforscher Niklas Höhne vom NewClimate Institute sagt: "Das ist nicht der Untergang des internationalen Klimaschutzes. Ganz im Gegenteil. Denn bisher hat sich gezeigt, dass alle anderen Länder weiter dabei sein und diese Lücke füllen wollen. Insbesondere die EU, aber eben auch China sind fest dabei."
Wann ist Trump erstmals aus dem Abkommen ausgestiegen?
Das war 2017 auf der Weltklimakonferenz in Bonn. Wegen der Kündigungsfrist wurde der Austritt aber erst kurz vor Ende seiner Amtszeit im November 2020 wirksam. Da war schon klar, dass sein Nachfolger Joe Biden die USA wieder in das Abkommen zurückführen würde.
Trump argumentierte damals schon, dass die Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen die amerikanische Industrie benachteiligen und Arbeitsplätze kosten würden, während andere Länder wie China und Indien weniger strenge Verpflichtungen hätten. Und er bezeichnete das Abkommen als "ungerecht" und meinte, es sei ein Hindernis für das wirtschaftliche Wachstum der USA.
Machen die USA jetzt gar keinen Klimaschutz mehr?
Trump wird zwar die fossilen Energien ausbauen, mehr Öl fördern und damit die internationalen Märkte fluten. Er wird auch die Standards der US-Umweltbehörde EPA für Kohlekraftwerke oder Autos senken. Aber: Einen großen Teil der US-Klimaschutzpolitik machen die Bundesstaaten.
Vorreiter ist Kalifornien, das eigene ambitionierte Klimaziele hat. 36 Bundesstaaten haben eigene Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Und elf Bundesstaaten haben Programme, die Treibhausgas-Emissionen von Kraftwerken zu reduzieren.
Wie groß könnte Trumps Effekt auf die Erderwärmung sein?
Das Vergleichsportal Climate Action Tracker hat vor einigen Wochen berechnet, wie viel das Umsteuern der USA zur Erderwärmung beitragen könnte: Es beziffert den möglichen Effekt auf 0,04 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts - allerdings unter der Voraussetzung, dass nur die USA den Kurs ändern und es keine Nachahmer geben wird.
"Viel wird jetzt davon abhängen, wie schnell der größte Emittent der Welt, China, seine Emissionen herunterfährt", sagt Christoph Bals von Germanwatch.
Klimaforscher Höhne sieht die Volksrepublik auch als Treiber der Energiewende: "China ist das Powerhaus für alles, was man für die Energiewende braucht." Der Großteil der Solarmodule und auch die Mehrheit der Windkraftanlagen und Elektroautos kämen von dort. "Für China ist das ein riesiger Zukunftsmarkt und deshalb ist das ein großer Treiber."
Unsere Quellen:
- WDR-Wissenschaftsredaktion
- Nachrichtenagentur dpa
- Analyse Climate Action Tracker