Hitze in Südeuropa: Kann ich den Urlaub stornieren?

Stand: 20.07.2023, 14:35 Uhr

In Südeuropa ist es gerade extrem heiß. Von der Hitze sind nicht nur Einheimische, sondern auch Millionen Touristen betroffen. Das kann oder will nicht jeder ertragen. Doch kann man kostenlos stornieren oder umbuchen?

Menschenleere Straßen, volle Strände - in Südeuropa ist es gerade extrem heiß. Dabei sind natürlich nicht nur die Einheimischen betroffen, sondern auch Millionen Touristen. Sie haben ihren Jahresurlaub mit Kind und Kegel Monate vorher gebucht, doch diese Hitze kann oder will nicht jeder ertragen. Doch was tun? Stornieren, umbuchen oder Sonnenhut auf und durch?

Kann man wegen Hitze seinen Urlaub kostenlos stornieren?

Das Reiserecht sieht kostenlose Stornierungen in der Regel nur vor, wenn für Touristen ein unkalkulierbares Ereignis eingetreten ist. Besonders in den Ländern in Südeuropa werden jedoch fast jedes Jahr Temperaturen von 40 Grad und mehr erreicht.

Gegen Wetterbedingungen könne man sich nicht versichern, sagt auch Nathalie Pass, die in einem Reisebüro in Hilden arbeitet. Das biete keine Versicherung an.

"Was aber bei der klassischen Pauschalreise gilt: Sollte es zu Unwetter oder Waldbränden kommen und man kann nicht reisen, ist es also unzumutbar, dann kümmert sich der Veranstalter mit dem Sicherheitsmanagement und uns darum, dass umgebucht wird." Nathalie Pass, Reisespezialistin

Was ist, wenn man Hitze schlecht verträgt?

Eine einfache Reiserücktrittsversicherung reicht bei Hitze also nicht aus. Nach Angaben der Verbraucherzentrale braucht es da mindestens ein ärztliches Attest - und auch dann müsse eine schwere Erkrankung vorliegen.

"Krankheitsbedingt mit einer Reiserücktrittsversicherung stornieren kann man in der Regel nur bei einer unerwarteten plötzlichen schweren Erkrankung. Auch dies trifft bei Empfindlichkeit gegen Hitze nicht zu." Iwona Husemann, Verbraucherzentrale Düsseldorf

Nimmt man die Stornokosten in Kauf, könne man selbstverständlich seinen Urlaub stornieren.

Was ist, wenn die Behörden in meinem Urlaubsort den Notstand ausrufen?

Wenn zum Beispiel der Wald brennt, wie derzeit etwa in Griechenland und das Feuer dem Hotel gefährlich nahe kommt, dann ist die Lage klar, sagt Reise-Expertin Gesine Jüttner.

"Kein Reiseveranstalter wird Sie dort hinschicken, denn er trägt ja die Verantwortung für Sie als Reisenden. Wenn Sie schon vor Ort sind, werden sie möglicherweise evakuiert - auf Kosten des Reiseveranstalters." Gesine Jüttner, Reise-Expertin

Dieses Recht habe man allerdings nur im Rahmen einer Pauschalreise. Wer individuell reist, müsse sich um diese Dinge selbst kümmern.

Wer hilft, wenn wegen der Hitze im Urlaub etwas passiert?

Wer den Urlaub hitzebedingt abbrechen muss, hat Recht auf Hilfe. Paul Degott ist Rechtsanwalt und Reiseexperte und sagte bei "ntv": "Verantwortlich zur Unterstützung ist der Vertragspartner, also der Reiseveranstalter". Dieser habe nach dem Gesetz eine nachfolgende Fürsorgepflicht.

So müsse der Reiseveranstalter Urlauber auch weiterhin betreuen, wenn diese nicht sofort nach einer Reiseabbruchserklärung zurückfliegen können - und diese weiter für drei Tage auf seine Kosten unterbringen. Außerdem müsse er Kontakte herstellen zu Behörden, Krankenhäusern und Ähnliches, erklärt der Reiserechts-Experte.

Geht der Urlaubs-Trend - wegen der Hitze in Südeuropa - künftig eher in kühlere Regionen?

Der Deutsche Reiseverband sagt: Die Buchungen liefen so wie in der Vor-Corona-Zeit. Vorwiegend seien südeuropäische Mittelmeerziele gebucht worden, und zwar in etwa so oft wie früher. Eine höhere Nachfrage nach nördlichen Zielen oder eine Verlagerung in Herbst- oder Osterferien wurde nicht festgestellt.

Auch der Deutsche Touristikverband, der die Hotels in Deutschland vertritt, stellt keine höhere Nachfrage nach Unterbringungen in Deutschland aufgrund von Hitze in Südeuropa fest. Reisebüro-Mitarbeiterin Nathalie Pass hat aber auch andere Erfahrungen gemacht.

"Wir merken schon, dass Zielgebiete, in denen es im Juli und August sehr heiß ist, dass wir da keine Familien beraten und der Trend in den Norden geht. Hier sind Dänemark und Island gefragt, auch wenn das dann natürlich kein klassischer Badeurlaub wird." Nathalie Pass, Reisespezialistin

Über dieses Thema berichten wir am 20.07.2023 auch in der Aktuellen Stunde im WDR Fernsehen ab 18.45 Uhr.