Darum bleibt trotz Tariferhöhung im öffentlichen Dienst weniger in der Tasche

Stand: 24.04.2023, 17:04 Uhr

Trotz Tariferhöhung im öffentlichen Dienst werden sich viele Beschäftigte weniger davon kaufen können als vor einigen Jahren. Grund dafür ist die hohe Inflation.

Von David Zajonz

Die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst sprechen vom "teuersten Tarifabschluss aller Zeiten“. Doch durch die Inflation werden viele Beschäftigte sich von ihren Löhnen wahrscheinlich trotzdem weniger leisten können als noch vor einigen Jahren.

Der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst folgt einem einfachen Grundprinzip: Geringe Einkommen sollen stärker profitieren als höhere Einkommen. Dafür sorgt unter anderem die pauschale Erhöhung von 200 Euro pro Monat, die Geringverdienern prozentual gesehen besonders viel bringt.  

Müllwerker bekommt 6,7 Prozent mehr pro Jahr

Die Gewerkschaft Verdi hat Beispielrechnungen für verschiedene Berufsgruppen veröffentlicht und konzentriert sich dabei auf niedrige und mittlere Einkommen. Ein Müllwerker kann sich demnach ab März 2024 über 13,4 Prozent mehr Geld freuen und kommt nach der Erhöhung auf etwa 3.000 Euro Brutto-Monatsgehalt. Da der Tarifabschluss eine Laufzeit von zwei Jahren hat, bedeutet das auf ein Jahr umgerechnet 6,7 Prozent Gehaltszuwachs.

Erzieherin wahrscheinlich mit Reallohn-Verlust

Nach zweiwöchiger Schlichtung kommen die Gewerkschaften und die kommunalen Arbeitgeber wieder zusammen, um über den Schlichterspruch zu beraten. | Bildquelle: dpa/ Monika Skolimowska

Eine Erzieherin mit Berufserfahrung kommt laut Verdi-Berechnung künftig auf rund 4.400 Euro Monatsgehalt, eine Steigerung von 10,8 Prozent (5,4 Prozent pro Jahr). Diese Gehaltserhöhung dürfte für die Erzieherin wegen der Inflation allerdings einen Reallohn-Verlust bedeuten. Im vergangenen Jahr sind die Preise in Deutschland um 7,9 Prozent gestiegen, in diesem Jahr gehen die Prognosen von etwa 6 Prozent aus.

Für Beschäftigte in höheren Einkommensgruppen, also zum Beispiel Ingenieurinnen oder Referenten in Bundesministerien, hat Verdi keine Beispielrechnungen veröffentlicht. Hier fällt der tatsächliche Lohnverlust in Prozent aber noch größer aus als für die Erzieherin.

Inflationsausgleichsgeld hilft nur kurzfristig

Hinzu kommt für alle Beschäftigten noch das steuer- und abgabenfreie Inflations-Ausgleichsgeld in Höhe von 3.000 Euro. Das stellt zwar tatsächlich eine große Entlastung dar, allerdings handelt es sich dabei um eine einmalige Zahlung, die nicht zu dauerhaften Lohnerhöhungen führt. Die Preise werden aber wohl kaum wieder auf das Niveau der vergangenen Jahre sinken. Insgesamt droht vielen Beschäftigten im öffentlichen Dienst und auch in anderen Branchen ein Reallohn-Verlust.