Erschreckende Bilder und Gänsehaut-Zitate: Der Prozess gegen einen Autofahrer, der im Juni einen Polizisten überfahren hat, ist am Essener Landgericht vorerst zu Ende gegangen. Der Angeklagte wurde wegen versuchten Mordes zu 13 Jahren Haft verurteilt. Außerdem wird ihm für mindestens 5 Jahre der Führerschein entzogen.
Die Staatsanwaltschaft hatte für den bereits vorbestraften Mann 15 Jahre Haft gefordert. Neben Andreas Strüve, Polizeipräsident in Essen, waren auch zahlreiche Polizeibeamte im Zuschauerraum. Sie hatten in den vergangenen Monaten große Anteilnahme an dem Schicksal ihres Kollegen und seiner Familie gezeigt.
Verkehrskontrolle eskaliert
Bei dem Prozess ging es um einen Vorfall aus einer Sommernacht im vergangenen Jahr: Eigentlich wollten die Polizisten den mittlerweile 40-jährigen Täter nur kontrollieren, weil dieser offenbar unangeschnallt in Essen unterwegs war. Doch die Verkehrskontrolle eskalierte. Der Mann flüchtete.
Erst nach einer Verfolgungsjagd konnten die Beamten den Amokfahrer in einer Sackgasse in Essen-Borbeck stellen. Dieser wendete jedoch und drückte aufs Gaspedal - mit schlimmen Folgen. Er erwischte einen der Polizisten, schleifte ihn 30 Meter mit und überrollte ihn anschließend ein zweites Mal.
Große Anteilnahme unter den Kollegen
Der 31-jährige Familienvater lag daraufhin wochenlang im künstlichen Koma, schwebte einige Zeit sogar in Lebensgefahr. Das löste bei der Essener Polizei eine Welle der Solidarität aus.
Polizisten sammelten Spenden für die Familie ihres Kollegen. Mehrere zehntausend Euro sind dabei zusammengekommen. Außerdem setzten sie über die Sozialen Netzwerke einen emotionalen Tweet ab. Darin schrieben sie von einem "feigen Angriff" auf "unseren Kollegen Marcel".
Emotionaler Prozess
Auch der Prozess selbst war stellenweise emotional. So sagten Polizisten, die das Überwachungsvideo des Vorfalls gesehen hatten, dass es ein Wunder sei, dass ihr Kollege überhaupt noch lebe.
Der leitende Polizeidirektor in Essen sprach von einer "tiefen Spur", die der Vorfall bei ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen hinterlassen habe.
Im Februar sagte das Opfer dann selbst aus. Viele Erinnerungen an den Vorfall habe er nicht mehr. Aber das letzte, an das er gedacht habe, sei seine Familie gewesen. Die kann er mittlerweile wieder in seine Arme schließen.
Fahrt unter Drogen
Der Verurteilte gab während des Prozesses an, die ganze Nacht "Playstation gezockt und dabei immer wieder Amphetamine und Whisky" zu sich genommen zu haben.
Als er am nächsten Tag, ohne jeglichen Schlaf, einkaufen fahren wollte, habe er plötzlich die Polizei hinter sich gesehen und Panik bekommen, weil er auf Drogen war.
Unsere Quellen:
- WDR Reporter vor Ort
- Polizei Essen