Nach tödlichem Unglück: Kirmes in Oberhausen endet still

Stand: 12.06.2023, 18:43 Uhr

Nach dem tödlichen Unfall eines 17-Jährigen auf der Kirmes in Oberhausen trauern die Schausteller. Am Montagnachmittag gab es einen Gottesdienst. Die Kirmes läuft unterdessen weiter.

Von Daniel Chur

Oberhausen-Sterkrade wirkt am Montagnachmittag wie eine bizarre Filmkulisse. Hier dreht sich ein Kinderkarussell, dort wird Zuckerwatte verkauft, ein Stück daneben hat der Bierstand auf. Dazwischen Menschen die trauern, weinen, sich in den Arm nehmen. Und über allem liegt Stille.

Letzter Tag ohne Musik und Feuerwerk

Viele Blumen am "Break Dancer" | Bildquelle: WDR/Chur

Die sonst so laute und trubelige Kirmeswelt kommt an diesem Nachmittag äußerst ruhig daher. Auf Musik und Lautsprecherdurchsagen wird verzichtet. Die Bestürzung ist groß nach dem tragischen Unglück auf der Frohnleichnamskirmes am Sonntagabend. Der 17-jährige Sohn des Betreibers des "Break Dancer" war in dem Fahrgeschäft ums Leben gekommen, als dieses sich in Bewegung setzte.

Lange hatten Schausteller und die Stadt Oberhausen überlegt, ob die Kirmes für den letzten Veranstaltungstag noch einmal öffnen soll. Am Mittag hieß es: Sie wird geöffnet, aber ohne Musik und ohne Abschlussfeuerwerk. Und jeder Fahrgeschäft- und Standbetreiber sollte für sich entscheiden, ob er aufmacht.

WDR 2 Gespräch: Nach dem tödlichen Kirmes-Unglück in Oberhausen 02:35 Min. Verfügbar bis 12.06.2028

Schausteller öffnen mit Bauchschmerzen

"Wir haben mit uns gekämpft - machen wir auf oder lassen wir heute zu", erzählt der Betreiber eines Süßigkeitenstands, ganz in der Nähe des "Break Dancer". "Wir haben uns dann fürs Aufmachen entschieden, aber vielleicht war es falsch." Den tödlich verunglückten jungen Mann kannten er und seine Frau sehr gut. Die Familien ziehen schon seit Jahren von Kirmes zu Kirmes.

"Wir sind hier wirklich eine große Familie", sagt die Ehefrau. Früher habe sie auf die Kinder des "Break Dancer"-Betreibers aufgepasst, auch auf den jetzt verunglückten Sohn. "Wir halten hier zusammen", sagt sie, "vor allen nach einem so schlimmen Unglück."

Hunderte beim Trauergottesdienst

Trauergottesdienst nach dem Unglück | Bildquelle: WDR/Chur

Den Zusammenhalt hatte man schon am frühen Nachmittag gespürt. Fast alle Schausteller, Anwohner und auch Vertreter der Stadt kamen zu einem Gedenkgottesdienst in der Probsteikirche zusammen, die mitten im Bereich der Kirmes liegt. Die Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt. Viele Menschen weinten während der Predigt.

Beim anschließenden Gang über die Kirmes überkommt einen ein beklemmendes Gefühl. Viele Stände und Fahrgeschäfte sind zugeblieben. An ihnen hängen Schilder mit der Aufschrift "Wegen Trauerfall geschlossen". Vor dem "Break Dancer" stellen Menschen immer wieder Blumen und Beileidsschreiben ab. Das Fahrgeschäft selbst ist abgesperrt.

Auch Besucher geschockt

Nur wenige Besucher haben sich an diesem Nachmittag auf der Kirmes eingefunden. Ein älteres Ehepaar ist mit den Enkelkindern am Kinderkarussell. "Wenn wir es den Kindern nicht versprochen hätten, wären wir gar nicht gekommen", sagt die Großmutter, die auch in unmittelbarer Nähe zur Kirmes wohnt. "Kurz nach dem Unfall gestern Abend war es hier plötzlich total still", sagt sie. Bei der Stille sollte es bis zum Schluss der Kirmes bleiben.