In Duisburg endet nach 120 Jahren eine Ära: Der Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp hat am späten Freitagabend (29.06.2018) grünes Licht für die Fusionspläne mit dem bisherigen Konkurrenten Tata gegeben. Der Industriekonzern hat eine Arbeitsplatzgarantie für acht Jahre zugesichert.
Die Stahlzentrale in Duisburg ist damit bald Geschichte. Am Montag (02.07.2018) wollen die beiden Unternehmen um 11:00 Uhr über ihr neues Stahl-Gemeinschaftsprojekt unterrichten.
Über zwei Jahre verhandelt
Nach über zweijährigen Verhandlungen unterzeichneten beide Unternehmen am Samstag (30.06.2018) die Verträge für ein Stahl-Gemeinschaftsunternehmen. Durch die Fusion kann der zweitgrößte Stahlkonzern Europas entstehen - nur die Politik kann das noch verhindern.
Startschuss für Konzernumbau
Damit verabschiedet sich der größte deutsche Stahlkonzern weitgehend von dem stark schwankungsanfälligen Geschäft und gibt den Startschuss für einen weiteren Konzernumbau. Die Stahlfusion sei ein wichtiger Meilenstein für Thyssen-Krupp auf dem Weg zu einem Industrie- und Dienstleistungskonzern.
"Es ist ein historischer Schritt", sagte ein erleichtert wirkender Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger dem WDR. Er hatte mehr als zwei Jahre um eine Stahlfusion gerungen. Sorgfalt habe die erste Priorität gehabt. "Deshalb haben wir in Kauf genommen, dass es so lange dauert."
Neuer Sitz in Amsterdam
An dem neuen Stahl-Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in der Amsterdamer Region wird Thyssen-Krupp nur noch eine Beteiligung von rund 50 Prozent halten.
Entstehen soll Europas zweitgrößter Stahlkonzern mit rund 48.000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. 27.000 Stahlarbeiter kommen von Thyssen-Krupp, 21.000 von Tata.
Betriebsratschef: "Riesen Erfolg"
Nach zunächst heftigen Protesten hatten schließlich auch die Arbeitnehmervertreter Zustimmung zum Vorhaben signalisiert. Direkt zu Beginn fallen zwar tausend Stellen weg, doch es gibt umfangreiche Garantien für die anderen Jobs und die Standorte in NRW.
"Wir haben einen Schutz für die Beschäftigten erkämpfen können", sagte der Betriebsratschef Tekin Nasikkol dem WDR. "Wir haben Investitionszusagen und konnten die Ausbildungskapazitäten erhalten. Das ist für uns ein riesengroßer Erfolg." Unabhängige Wirtschaftsprüfer hätten zudem belegt, dass der neue Stahlriese auch in der Lage sei, wirtschaftliche Flauten zu überstehen.
Ausrichtung auf stabilere Sparten
Durch das Joint Venture verringert der Ruhrkonzern auch seine Abhängigkeit vom Stahl, bei dem Geschäfte und Gewinne oft stark schwanken. Firmenchef Hiesinger will Thyssen-Krupp künftig stärker auf die anderen, stabileren Sparten ausrichten - wie den Bau von Aufzügen, Autoteilen, Fabriken und Schiffen.
Prüfung durch Kartellbehörde
Wann genau aus den einstigen Konkurrenten tatsächlich Kollegen werden ist noch offen. Denn: Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden, unter anderem in der Europäischen Union. Frühestens 2019 soll der Stahlriese seine Arbeit aufnehmen.