Verkehrsministerkonferenz in Duisburg: "Transport muss stattfinden!"
Stand: 10.10.2024, 08:00 Uhr
In Duisburg tagt die Verkehrministerkonferenz. Ein Spediteur berichtet über seine Arbeit, Probleme und Wünsche an die Politik.
Von Johannes Hoppe
Marc Knauf sitzt vor seinem Computer in seinem Speditionsbüro in Duisburg-Großenbaum, direkt an der Stadtgrenze zu Düsseldorf. Er und seine Schwester haben vor knapp 30 Jahren den Betrieb des Vaters übernommen. Die 21 LKW des Unternehmens transportieren überwiegend Baustoffe durch ganz Deutschland.
Ein gutes Team: Christiane Knauf macht die Buchhaltung, ihr Bruder Marc das Tagesgeschäft im Familienbetrieb
All seine Fahrer würden auf normalem Niveau verdienen, so Knauf. Einstiegsgehalt seien 2.800 Euro brutto plus Zulangen, Prämien, Spesen und Inflationsausgleich. Das sei angesichts des sich entwickelnden Marktes aber nicht genug.
Vor gut zwei Jahren hatte das Unternehmen noch 30 Fahrer. Aber inzwischen sei es sehr schwer, Personal zu finden, berichtet der 57-jährige. Nur noch vier seiner Fahrer seien Deutsche, alle anderen kämen aus dem Ausland.
Gute Anbindung und trotzdem abgeschnitten
Dabei ist der Standort der Spedition optimal. Direkt an der A524 kommen die LKW innerhalb weniger Minuten direkt auf die Autobahn. Mit dem Kreuz Breitscheid in der Nähe gehe es schnell ins Ruhrgebiet nach Köln und auf die andere Rheinseite bei Krefeld.
An dieser Stelle muss Marc Knauf lachen. Denn die A57 Brücke in Krefeld-Uerdingen, die die LKW eigentlich auf die andere Flussseite bringen würde, ist inzwischen für LKW gesperrt. Wie viele andere Brücke im Umkreis von gut 50 Kilometern ist sie gesperrt. Lange Umwege seien die Folge.
Die Straßen und Autobahnen seien aber immer voller mit Pendlern im Berufsverkehr und es gebe zu viele Sperrungen, wie beispielsweise aktuell auf der A40. Gleichzeitig weiß Knauf um den dringenden Sanierungsbedarf, der ja auch seinen LKW-Transporten hilft.
Der größte Wunsch von Marc Knauf ist der nach einer besseren Infrastruktur. Der ÖPNV müsse endlich attraktiver werden, das Netz müsse engmaschiger werden. Das würde schließlich auch CO2 sparen.
Bürokratische Hürden, Mauterhöhung und andere Nebengeräusche
Am meisten stöhnt Marc Knauf über die Bürokratie. Da sei zum Beispiel die Sache mit den Führerscheinen. Bei den Fahrern aus anderen Ländern müssen alle fünf Jahre die Führerscheine erneuert werden. Und manche ausländischen Fahrerlaubnisse würden in Deutschland nicht anerkannt. Da sei die Politik gefordert, diese hohen Hürden zu senken.
Denn auch aus diesem Grund fehle Personal. Ein Führerschein koste hier in Deutschland an die 10.000 Euro, im Ausland sei das viel weniger. Recherchen zeigen, dass ein entsprechender Führerschein in Portugal etwa ein Fünftel kostet.
Einmal im Monat müssen die Fahrer im Cockpit ihrer LKW unterwiesen werden
Zudem kämen die vielen Auflagen für die Fahrer zu. So muss Marc Knauf einmal im Monat seine Fahrer unterweisen: Sie müssen wissen, wo im LKW die Bremse, der Blinker und der Fahrtenschreiber ist. Das müssen die Fahrer jedes Mal unterschreiben. Auch hier wünscht sich Knauf eine Lockerung.
Hinzu kämen die strengen Auflagen mit Blick auf Fahrzeiten. Normalerweise müssten die Fahrer alle viereinhalb Stunden Pause machen, bei langen Staus sei das schwierig. Würden die Fahrer dann auf Standstreifen fahren, gebe es Ärger mit der Polizei. Die kontrolliere LKW ohnehin sehr oft.
21 dieser LKW gehören zur Spedition Knauf. Vor zwei Jahren waren es noch 30.
Insgesamt erhöhen sich Standards und Preise für fast alles Notwendige immer weiter, so Knauf weiter. Allein ein Auspufftopf würde heute bis zu 20.000 Euro kosten, zu Zeiten als der Vater noch den Betrieb leitete, seien es 350 DM gewesen - beinahe eine Versiebzigfachung.
Besonders schwer wiege allerdings die aktuelle Mauterhöhung von Dezember 2023. Mit der CO2-Komponente sei das eine Steigerung von 83 Prozent. Der Betrieb mache jeden Monat Verlust, all diese Kosten seien nicht aufzufangen. Und 2025 steht die nächste Erhöhung an.
Ein düsterer Blick in die Zukunft
Wie lange es die Spedition Knauf in Duisburg-Großenbaum noch geben wird, ist unklar. Marc Knauf und seine Schwester machen ihren Beruf trotzdem noch gern. Wenn die beiden in den Ruhestand gehen, wird es der Familienbetrieb aber wohl auch.
Dass die Verkehrsminister auf ihrer Konferenz in Duisburg wirklich viel verbessern, hofft Marc Knauf zwar. Wirklich daran glauben, tut er aber nicht.
Unsere Quellen:
- Spediteur Marc Knauf
- Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 10.10.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Dortmund und im Radio auf WDR 2.