Sorge bei Galeria Karstadt Kaufhof: Signa Holding meldet Insolvenz an

Stand: 29.11.2023, 15:59 Uhr

Die kriselnde Signa Holding des österreichischen Unternehmers René Benko ist zahlungsunfähig. Nach eigenen Angaben will das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen. Zur Signa Holding gehört auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.

Die Signa Holding werde beim Handelsgericht Wien noch am Mittwoch die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen, teilte das Unternehmen mit. "Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden", hieß es in der Mitteilung.

Mehrere Bauprojekte gestoppt

Schon seit Wochen gab es Berichte über finanzielle Probleme der Signa-Gruppe. Den Handels- und Immobilienkonzern hatten zuletzt hohe Baukosten und steigende Kreditzinsen in Schieflage gebracht - was allerdings nicht nur Signa, sondern die gesamte Immobilienbranche trifft. Experten sagen aber, dass Signa besonders riskant kalkuliert habe mit niedrigen Zinsen und hohen Bewertungen der Immobilien.

Signa in Düsseldorf - wie geht es weiter? WDR 5 Westblick - aktuell 09.11.2023 04:45 Min. Verfügbar bis 08.11.2024 WDR 5

Download

Einige prestigeträchtige Bauprojekte waren gestoppt worden oder ins Stocken geraten, beispielsweise auch in Düsseldorf, wo Signa eigentlich das Carsch-Haus mitten in der Innenstadt zu einem Luxus-Kaufhaus umbauen wollte.

Kritik an Kommunalpolitik

Gerrit Heinemann, Professor für Management und Handel an der Hochschule Niederrhein, übt scharfe Kritik daran, wie man auf den Großinvestor Benko gesetzt und vertraut habe. "Es ist im Grunde eine Katastrophe, die sich abzeichnet. Mich wundert vor allem die Naivität von Kommunalpolitikern, die solche Projekte massiv unterstützt haben oder unterstützen und sich von einer Person quasi abhängig gemacht haben", so Heinemann.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) wehrt sich gegen die Kritik. Man sei auf die Kooperation mit privaten Eigentümern angewiesen. "Wir haben keinen Einfluss darauf, wer beispielsweise das Carsch-Haus gekauft hat. Das ist nunmal grundsätzlich die Freiheit des Eigentums. Und dass wir natürlich interessiert sind - und das wird auch in Zukunft so sein - mit privaten Eigentümern Stadtentwicklung zu betreiben, geht gar nicht anders." Es sei nicht Aufgabe der Stadt, Kaufhäuser zu bauen und zu betreiben.

Benko gab Vorsitz bereits Anfang November ab

Benko | Bildquelle: dpa picture alliance/Karl Schöndor

René Benko hatte den Vorsitz des Signa-Beirats Anfang November an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz übergeben - aber wohl nicht ganz freiwillig. Geschäftspartner und Investoren hatten offenbar das Vertrauen in seine Geschäftspolitik verloren.

Die Familie Benko Privatstiftung blieb allerdings weiterhin größter Gesellschafter bei Signa. Geiwitz gilt als einer der profiliertesten Sanierer Deutschlands.

Auswirkungen auf Galeria Karstadt Kaufhof bei uns?

Was die Insolvenz der Signa Holding für Filialen und Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof in NRW bedeutet, ist noch nicht klar. Da so viele Unternehmen zur Signa-Gruppe gehören, könne man aktuell noch nicht absehen, welche davon genau in welchem Ausmaß betroffen sein könnten - eine Vorhersage sei "angesichts der äußerst komplexen Konzernstruktur" schwierig, so ein Sprecher des österreichischen Kreditschutzverband KSV1870 auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Nachrichtenagentur dpa meldete, Unternehmenskreise hätten sich am Mittwoch zunächst zurückhaltend zur Insolvenz geäußert. "Die Situation hat im Moment nicht unmittelbar negative Auswirkungen auf Galeria. Wir werden den Ausgang dieses geordneten Verfahrens in Ruhe abwarten", hieß es. Jürgen Ettl, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Galeria, wollte sich auf Anfrage erst einmal nicht zu dem Thema äußern.

Schon zwei Schutzschirme

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 hatte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zugestimmt und den Weg für die Sanierung frei gemacht. Signa hatte dafür 200 Millionen Euro zugesagt. Die ersten 50 Millionen sollen dem Vernehmen nach im Februar fließen. Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein äußerte sich diesbezüglich allerdings skeptisch. Er sagte der "Wirtschaftswoche": "Es zeichnet sich ab, dass Signa die zugesagte und notwendige finanzielle Unterstützung für Galeria nicht aufbringen wird."

Der rechtskräftige Sanierungsplan sah die Schließung von rund einem Drittel der 129 Filialen vor. Ein Teil der Standorte wurde in diesem Jahr bereits geschlossen, knapp 20 weitere schließen ihre Türen im Januar 2024. Betroffen sind unter anderem Filialen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Heidelberg, Stuttgart und Wuppertal. Nach Unternehmensangaben bleiben am Ende noch 92 Filialen übrig.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Nachrichtenagentur dpa

Über dieses Thema berichtet der WDR am 29.11.2023 auch im Radio auf WDR 2.