Die dichten, schwarzen Rauchwolken über Duisburg-Marxloh - sie waren kilometerweit, auch über die Stadtgrenzen hinaus, zu sehen. Der Großbrand im Chemiewerk Grillo im Norden der Stadt hat einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst. Und Anwohner zunächst in Schrecken versetzt.
Obwohl die App NINA und auch Sirenen die Menschen gewarnt hatten, fordern Bezirkspolitiker und Schulleiter im Stadtteil Marxloh noch bessere Notfallpläne und Informationen für Anwohner.
Chemieunternehmen unterliegen umfangreichen Sicherheitsvorlagen
In Nordrhein-Westfalen gibt es laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) 608 Betriebsanlagen, die unter die Störfallverordnung fallen. Das bedeutet, dass es sich um Betriebsbereiche handelt, in denen gefährliche Stoffe gelagert oder produziert werden und die im Falle eines Störfalls erhebliche gesundheitliche Auswirkungen auf Menschen und Umwelt haben können.
Neben Grillo aus Duisburg fallen unter diese Verordnung auch einige Betriebsbereiche des drittgrößten deutschen Chemieunternehmens Evonik aus Essen. Zum Beispiel der Chemiestandort Marl, wo unter anderem petrochemische Rohstoffe wie Benzol, Ethylen, Propylen oder Methanol in rund 100 Produktionsanlagen hergestellt werden.
Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, "werden an unseren Standorten alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Diese sind unter anderem in den Sicherheitsberichten dokumentiert und werden von der zuständigen Behörde überwacht", erklärt Hans-Rolf Lausch, Leiter Standortmanagement bei Evonik.
Alarm- und Gefahrenabwehrpläne gelten für alle Chemie-Standorte
Die Überwachung der Betriebsbereiche erfolgt durch die jeweiligen Bezirksregierungen. In regelmäßigen Abständen von ein bis zwei Jahren werden Vorort-Besichtigungen durchgeführt. Laut Bezirksregierung Düsseldorf ergeben sich die Inspektionsintervalle aus einer Risikobewertung. Die letzte Überprüfung bei der Firma Grillo in Duisburg fand im März dieses Jahres statt.
Die Behörde kontrolliert unter anderem, ob der Betreiber die erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung von Störfällen ergriffen hat, die Angaben im Sicherheitsbericht zutreffend sind oder die erforderlichen Informationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Im Falle eines Chemieunfalls treten an allen Standorten Alarm- und Gefahrenabwehrpläne in Kraft. Zunächst unterrichtet das Unternehmen die Behörden, also Stadt und Feuerwehr. Diese informieren dann über Sirenen und Warn-Apps die Anwohner. Auf seiner Website hat Evonik zum Beispiel aufgelistet, wie Anwohner Gefahren erkennen und wie sie sich verhalten sollen.
Auf der Website gibt es genaue Anweisungen für Anwohner
Zum Beispiel Kinder ins Haus holen, Nachbarn informieren, Türen und Fenster geschlossen halten sowie Belüftungs- und Klimaanlagen abstellen. Außerdem gibt es eine sogenannte Nachbarschaftsbroschüre, wo noch einmal alle Informationen rund um den Chemiepark Marl aufgelistet sind.
"Bei uns hat das Wohl unserer Mitarbeiter und Nachbarn sowie die Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft oberste Priorität. Über Jahrzehnte haben wir dazu hohe Sicherheitsstandards entwickelt, die wir stetig neuesten Erkenntnissen anpassen", sagt Hans-Rolf Lausch.
Grillo hat die Broschüren in diesem Jahr an Haushalte verteilt
Auch die Firma Grillo aus Duisburg informiert regelmäßig die Anwohner im Stadtteil Marxloh. "Unsere Störfallbroschüre haben wir mit neuestem Update im Januar 2024 an alle Haushalte im Umkreis von zwei Kilometern verteilt", erklärt Geschäftsführer Tilo Horstmann. Das Merkblatt "Verhalten im Ereignisfall" ist darin in drei Sprachen abgedruckt: deutsch, englisch und türkisch.
Unsere Quellen:
- Pressesprecher Lanuv
- Pressestelle Evonik
- Geschäftsführer Grillo
- Bezirksregierung Düsseldorf
- WDR-Recherche