Erstes Revierderby der Frauen: "Besser als die Männer"

Stand: 27.10.2024, 21:51 Uhr

Das ist ein Spiel für die Fußballgeschichte: Erstmals spielte im Frauenfußball der FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund.

Von Sebastian Tischkov

3000 Zuschauer. Ausverkauft. Für ein Spiel in der vierten Frauenfußball-Liga ein neuer Rekord. Und damit dürfte klar sein, dass das ein ganz besonderes Fußballspiel sein muss. Was bei den Männern nicht mehr funktioniert, weil Schalke abgestiegen ist, funktioniert jetzt eben im Frauenfußball. Das Derby aller Derbys. Schalke gegen den BVB. Für viele: Gänsehaut-Alarm.

Volles Haus: Das Parkstadion auf Schalke war ausverkauft | Bildquelle: WDR/Sebastian Tischkov

Die Gegner der beiden Mannschaften heißen in der Westfalenliga sonst FC Iserlohn, Arminia Ibbenbüren oder Fortuna Freudenberg. Da macht dieses Ruhrpottderby schon einiges her – und selbst schwarz-gelbe Fans müssen gestehen, dass die Location, das alt-ehrwürdige Parkstadion im Schatten der Schalke-Arena, besonders ist.

Trommler sorgt für Stimmung

Im Block der Blau-Weißen macht Jörg Lässer mit seiner Trommel mal so richtig Lärm. "Ihr müsst draufgehen! Wir müssen gewinnen jetzt!", ruft er in der 13. Spielminute. Lärm machen, das muss er auch. Schalke kommt zu Beginn nicht so richtig gut ins Spiel, die Borussen haben zunächst die besseren Chancen.

Und das bei einem Spiel, bei dem es um die Tabellenführung geht. Der BVB thront an der Spitze, nur ein Punkt dahinter: Die Erzrivalen aus Gelsenkirchen. Die Krux in der vierten Liga: Nur der Tabellenführer steigt am Ende der Saison auf. Platz 2 geht leer aus.

Die Trommel wird bei jedem Spiel ausgepackt | Bildquelle: WDR/Sebastian Tischkov

"Spiele gegen Dortmund sind immer etwas ganz besonderes", sagt der Oberhausener. Er investiert nach eigenen Angaben auch durch Sponsoring Geld in die Mannschaft – weil sein Herz so sehr an der Frauen-Mannschaft hängt. Beim Spiel am Wochenende zuvor in Iserlohn war er mit der Trommel einer der wenigen Auswärtsfans. Hat sich offenbar gelohnt, Schalke hat knapp gewonnen.

"Sie spielen mit Herz und Verstand"

"Ich habe einfach keinen Bock auf noch ein Jahr Westfalenliga. Da müssen wir das Spiel gewinnen. Da gibt's keine Alternative", sagt Jörg Lässer. "Besser anzusehen, als der Schrott, der seit drei Jahren in der Profi-Männermannschaft fabriziert wird." Und vielleicht ist er auch deswegen bei jedem Heim- und Auswärtsspiel der Frauen dabei.

Einen knappen – oder, wie er es nennt: Einen dreckigen Sieg, den wünscht er sich diesmal. 1:0. Ein knappes Ergebnis, das "Dortmund so richtig wehtut", wie Lässer es nennt. Das wäre gut, weil Schalke dann auf die Tabellenspitze steigt. Es sind sich eben alle bewusst, wie wichtig dieses Spiel eigentlich ist.

Halbzeit-Fazit: Frauen spielen besser als die Männer

Kurz vor der Halbzeit fangen sich die Schalkerinnen, haben kurz vor Ende der ersten Hälfte eine gute Chance. Im Tor landet der Ball trotzdem nicht. Pause. Ein Schalke-Fan sagt zu seiner Begleitung über die Dortmunderinnen geradezu süffisant: "Jede einzelne von denen spielt besser, als alle Männer von denen zusammen. Da sieht man wenigstens noch, dass die Bock haben."

Elisa und Ayla sind oft dabei | Bildquelle: WDR/Sebastian Tischkov

Ob's in der zweiten Halbzeit ein Tor gibt? Ayla und Elisa sagen ein 2:0 voraus, denn: "Wenn wir heute gewinnen, sollte dem Aufstieg nichts mehr entgegen stehen". Zur Rivalität sagt Elisa: "Wir stecken uns da auch gegenseitig ein bisschen an". Aber auch sie sagen: Der BVB war anfangs besser. "Wir holen das Ding trotzdem". Und dann gibt's eine fette Party, sagt die Kamp-Lintforterin.

Auswechsel-Spielerinnen sollen Tor bringen

Auf der Schalker-Bank sitzt Aylas Schwester. Ayla ist bei jedem Spiel von ihr dabei. Stimmungsmäßig "ist heute auf jeden Fall mehr los als sonst". Aufgeregt war die Familie aber schon den ganzen Tag. Es ist ein großes Spiel für alle. Und wenn Edina, Aylas Schwester, auf's Feld kommt, klappt es auch mit den Toren, sagt sie. In der 55. Minute wird sie endlich eingewechselt.

Die größte Fahne gehörte den BVB-Fans | Bildquelle: WDR/Sebastian Tischkov

Der frische Wind auf dem Platz fällt auch den BVB-Fans auf. Verstecken brauchen sie sich aber nicht. Trommeln und Fahnen gibt's auch bei den Dortmundern und sogar einen eigenen Fanclub fürs Frauen-Team. In der 65. Spielminute steigt dann die Anspannung: Freistoß für die BVB-Damen. Gibt's jetzt endlich das Tor?

Fans wurden strikt getrennt

Der Ball landet einige Zentimeter über der Latte – ein Raunen bei den Dortmundern, ein kurzer Jubel bei den Schalkern. Die Partie war zwar ausverkauft, auf den Rängen gab's trotzdem ein Ungleichgewicht. Während sich die Zuschauer auf Schalker Seite auf den Rängen quetschten, hatten die Dortmunder noch ziemlich viel Platz. Beide Teams wurden durch einen Zaun getrennt. Ein Novum in der 4. Frauenfußball-Liga.

Das tut der Stimmung von Alena und Larissa aus Dortmund keinen Abbruch. Sie sind mit ihren Kindern gekommen, die auch Fußball spielen. Das verbindet einfach. Kurz vor Ende sagt Alena: "Ich hoffe, dass es noch ein Tor zu sehen gibt".

Treue Fans beim Ruhrpott-Derby der Fußball-Frauen

Mit den Kindern beim Spiel: Larissa und Alena | Bildquelle: WDR/Sebastian Tischkov

"Wenn wir bei den Männern kein Derby sehen können, dann halt bei den Frauen", sagt sie. "Mit Frauen ist es generell besser. Frauenfußball ist besser", betont Freundin Larissa. Mit einem Unentschieden würden sie sich auch zufrieden geben: "Wir bleiben dann ja an der Tabellenspitze."

Und so kommt es dann auch. 0 zu 0, beide nehmen einen Punkt mit nach Hause. Und eine offene Rechnung. Beim Rückspiel in Dortmund wird es mit ziemlicher Sicherheit wieder ein ganz schön umkämpftes Spiel geben.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Fans vom BVB und dem FC Schalke 04

Über dieses Thema berichten wir am 27.10.2024 im WDR Fernsehen: Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs, 22:15 Uhr.