Der Konrad-Adenauer-Platz in Recklinghausen war am Dienstagmorgen gut gefüllt. Trotz der Kälte waren viele Menschen in gelben Westen dem Streik-Aufruf der Gewerkschaft verdi gefolgt und aus ganz NRW angereist, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Nach Angaben einer verdi-Sprecherin haben rund 1200 Beschäftige aus ganz NRW an der Kundgebung am Dienstag teilgenommen.
Aus den Lautsprechern war ein Song zu hören, der bei vielen Streiks gespielt wird: "Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“ Vielen Menschen auf der Kundgebung ist es wichtig, dass es bald endlich einen neuen Tarifvertrag gibt. Eine Streikende sagt am Dienstag gegenüber dem WDR: "Das bisherige Angebot gleicht nicht mal die Inflation aus.“
Sechs Verhandlungsrunden – kein Ergebnis
In Recklinghausen sitzen die Gewerkschaften und Arbeitgeber schon zum siebten Mal zusammen. Der Handel verweist auf hohe Energiepreise und andere Kostensteigerungen. Aktuell bieten die Unternehmen 5,3 Prozent mehr und im nächsten Jahr nochmals etwa drei Prozent plus. Die Gewerkschaft Verdi lehnt das als zu niedrig ab.
Verdi fordert mehr Bewegung
Gewerkschaftssekretär Azad Tarhan findet, dass diese Argumente nicht ziehen: "Die Unternehmen haben viel mehr Möglichkeiten, sich auf wirtschaftliche Härten vorzubereiten als die Beschäftigten“, sagt er. Darum freue er sich, dass viele dem Aufruf zum Streik am Dienstag gefolgt sind. Neben der Kundgebung in Recklinghausen gab es in ganz NRW kleinere Streiks in den Betrieben selbst.
Verdi fordert ein Plus von 2,50 Euro die Stunde, Auszubildende sollen pro Monat 250 Euro mehr bekommen. Hinzu kommt die Forderung nach einem Mindeststundenlohn von 13,50 Euro für alle. Verdi-Sekretär Heino Georg Kassler: "Zwei Einkommensgruppen im Handel liegen derzeit noch unter dem Mindestlohn.“ Neben mehr Geld fordert Verdi eine kürzere Vertrags-Laufzeit von zwölf Monaten.
Streik im Weihnachtsgeschäft?
Eine Einigung scheint derzeit in weiter Ferne zu liegen. Verdi fordert mehr Bewegung und ein besseres Angebot. Beides habe es gegeben, sagen die Arbeitgeber – die Gewerkschaft verweigere sich aber ernsthaften Verhandlungen.
Darum geht das Ringen um einen neuen Tarifvertrag für die mehr als 700.000 Beschäftigten im NRW-Einzelhandel in Recklinghausen in die nächste Runde. Mit Blick auf die umsatzstärkste Zeit des Jahres macht Verdi Druck: Wer Streiks im Weihnachtsgeschäft verhindern wolle, müsse sich am Verhandlungstisch bewegen.