Cyber-Cops: Studiengang "Digitale Forensik" für Polizisten an Hochschule Niederrhein

Stand: 21.11.2023, 15:14 Uhr

Unternehmen, Verbände und Behörden werden zunehmend mit Hackerangriffen konfrontiert. Zur Aufklärung solcher Cyberattacken werden in Mönchengladbach Polizisten im neuen Studiengang "Digitale Forensik" zu Cyberkriminalisten ausgebildet.

Von Thomas Kalus

Die Düsseldorfer Uniklinik ist vor einiger Zeit Opfer eines Internetangriffs geworden. Mit gravierenden Folgen: Operationen fielen aus, Notfälle konnten nicht mehr angenommen werden, die Ambulanzen waren geschlossen. Eine Woche lang stand im größten Düsseldorfer Krankenhaus fast alles still. Und seit dem Angriff auf einen IT-Dienstleister in Südwestfalen können zahlreiche Kommunen in NRW nicht oder nur eingeschränkt mit ihren Computersystemen arbeiten.

Cyber-Abwehrspezialisten sind gesucht

Um solche Straftaten aufzuklären, die mittels Informationstechnik begangen werden, werden Cyber-Abwehr-Spezialisten gebraucht. Aber der Markt für IT-Security-Fachkräfte ist fast leergefegt. Deshalb werden sich die Absolventen des neuen Bachelor-Studiengangs in Mönchengladbach um ihre berufliche Zukunft wohl keine Sorgen mehr machen müssen.

Auf dem "Cyber-Campus NRW" lassen sich ab diesem Wintersemester erstmals rund 50 Polizistinnen und Polizisten zu Cyberkriminalisten ausbilden. Dabei geht es um die Abwehr jeglicher Art von Straftaten im digitalen Raum, also zum Beispiel Hackerangriffe, Betrügereien im Online-Handel, Kinderpornographie und Cyber-Mobbing.

Breitgefächertes Wissen wird im Studiengang vermittelt

Um auf diesen Gebieten erfolgreich arbeiten zu können, werden die Absolventen im Studiengang breit ausgebildet. Neben den IT-Grundlagen werden weitere Fähigkeiten vermittelt: Wie können digitale Spuren gefunden werden? Wie lassen sich Verbrechen im Zusammenhang mit Computern aufklären? Wie können verschlüsselte Daten wiederhergestellt werden?

Dozent Professor Thomas Meuser | Bildquelle: WDR/Thomas Kalus

Einer der Dozenten ist Thomas Meuser. Der Professor für Computernetzwerke und Netzwerksicherheit schildert eine praktische Unterrichtseinheit: „Wir haben einen fiktiven Kunstraub mit fünf Tatverdächtigen. Die Studierenden sollen auf deren beschlagnahmten Computern Beweise finden. Danach fließen diese Beweise in eine Gerichtsverhandlung ein.“

Polizisten bringen schon Erfahrungen mit

Dass sich der Bachelor-Studiengang „Digitale Forensik“ an Polizistinnen und Polizisten richtet, hat einen großen Vorteil, sagt Dozent Thomas Meuser: „Wir profitieren natürlich auch von den Erfahrungen, die die Polizisten in ihrem Dienst bereits gemacht haben“.

NRW-Innenminister Herbert Reul im Gespräch mit Studenten | Bildquelle: WDR/Thomas Kalus

NRW-Innenminister Herbert Reul hat sich am Cyber-Campus der Hochschule Niederrhein selbst ein Bild vom Unterricht im Studiengang „Digitale Forensik“ gemacht: Ein solches Studium sei extrem wichtig und habe oberste Priorität, findet der Minister:

"Wir können ja nicht zusehen, wie die Kriminalität immer mehr ins Netz verschwindet und machen derweil weiter nur Polizeiarbeit auf der Straße." Herbert Reul (CDU), NRW-Innenminister

Absolventen finden Studiengang spannend

Minister Reul tauschte sich mit Absolventen des Mönchengladbacher Studiengangs aus. Unter ihnen ist der 31-Jährige Polizist René Böckenholt aus Steinfurt. Er war bislang Streifenpolizist in Münster und findet die Inhalte seines Studiums mega-spannend: „Die Uni gibt sich tatsächlich sehr viel Mühe, die Inhalte möglichst authentisch und realitätsnah rüberzubringen - wie in der Praxis.“

Die Jobperspektiven für die Absolventen sind nach Abschluss des Studiums bestens. So können als Ermittler in Strafverfolgungsbehörden oder als IT-Forensiker für Unternehmen arbeiten. Sie können aber auch als selbstständige Informatiker Firmen bei der Erstellung von sicheren IT-Systemen beraten.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 21.11.2023 auch im Radio auf WDR 2.