Ein Blick auf die Pläne zeigt: Das Projekt kann Chancen bieten – für die Region und die Mitarbeiter. Aus einem Versandlager, das vor allem große Artikel wie Kühlschränke und Waschmaschinen verschickt, entsteht in Werne eines der wenigen Verteilzentren von Amazon in Deutschland. Hier sollen künftig Waren gebündelt und an bis zu 50 Standorte in Europa verteilt werden.
Mehr Technik – und mehr Personal
Standortleiter Fabian Schneider erklärt den Vorteil: "Wir können künftig flexibler entscheiden, wo die Ware hin muss, und so unsere Logistik effizienter gestalten." Mit Dortmund und Werne wird das Ruhrgebiet zu einer zentralen Drehscheibe im Amazon-Netzwerk.
Die Umstrukturierung erfordert eine umfassende Modernisierung. Ab Januar 2025 sollen 14 Kilometer Fördertechnik und moderne Robotersysteme installiert werden. Trotz der stärkeren Automatisierung plant Amazon einen deutlichen Personalaufbau: "Wir schaffen 600 bis 800 neue Stellen", betont Schneider.
Schon jetzt arbeite man eng mit der Arbeitsagentur zusammen, um den Bedarf zu decken. Hintergrund ist die geplante Steigerung des Warenvolumens: Statt 450.000 Produkten wöchentlich sollen zukünftig bis zu zwölf Millionen Artikel verteilt werden.
Gewerkschaft übt Kritik: Fehlende Tarifverträge
Die Umstrukturierung betrifft auch die rund 1.200 derzeitigen Mitarbeiter. Amazon betont jedoch, dass niemand um seinen Arbeitsplatz fürchten muss. "Wir nehmen alle mit und vermeiden Kurzarbeit oder Kündigungen", versichert Pressesprecher Oliver Kentschke.
Bereits jetzt lernen Mitarbeiter in Kooperation mit dem Dortmunder Verteilzentrum neue Arbeitsabläufe kennen. Diese Qualifizierung soll den Übergang erleichtern und eine reibungslose Umstellung sichern. Die Gewerkschaft Verdi sieht das Unternehmen trotz solcher Versprechungen kritisch. Vor allem, weil sich Amazon nach wie vor weigere, über einen Tarifvertrag zu verhandeln.
"Damit fehlt den Beschäftigten der Schutz durch die Tarifverträge, bedeutet sehr viel Willkür, Sechs-Tage-Wochen kurzfristig anberaumt. Die Menschen arbeiten dann in der Samstagspätschicht und wechseln dann Montag in die Frühschicht", sagt Philip Keens vom Fachbereich Handel bei Verdi im Bezirk Dortmund.
Hohe Investitionssumme
Der Umbau des Standorts ist nicht nur logistisch, sondern auch finanziell eine große Aufgabe. "Wir sprechen hier von einem Multi-Milliarden-Invest", so Standortleiter Schneider. Bis Ende 2025 soll das neue Verteilzentrum vollständig in Betrieb sein.
Unsere Quellen:
- Amazon Werne
- Verdi Standort Dortmund