Die Westfalen sind das sechste Team seit 1963, das nach zehn Spielen nur zwei Zähler holten. Vier Teams stiegen am Ende der Saison ab, doch einen Lichtblick gibt es: Dem Hamburger SV gelang 2016/17 mit einer Ausbeute von 36 Punkte aus den restlichen 24 Partien der Klassenerhalt, den die Hanseaten sogar auf Platz 14 feierten.
Eine Serie, die sich den Bochumern als Vorbild dienen kann. Es gibt daneben beim VfL einige Entwicklungen aus jüngster Zeit, die zudem Hoffnung machen.
Hecking bringt den Glauben zurück
Immerhin gelang unter dem neuen Coach Dieter Hecking in dessen erstem Spiel ein Punktgewinn gegen ein Top-Team. Entscheidend aber war beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen vielmehr die auffällig gute Leistung und eine scheinbar wiederentdeckte Leidenschaft, die mit dem späten Ausgleich durch Koji Miyoshi (89.) direkt belohnt wurde.
Offensichtlich hat Hecking der Mannschaft neues Leben eingehaucht. "Mir ist das anscheinend gelungen, dass sie zumindest wieder den Glauben haben", hatte sich der 60-Jährige nach der Partie gefreut.
Oermann: Statt U21-Nationalelf zum VfL-Training
Zum neuen Selbstbewusstsein seiner Spieler passt da auch, dass Talent Tim Oermann (21), der gegen Bayer eine klasse Partie hinlegte, am Wochenende eher von der U21-Nationalelf abreiste, um die Trainingswoche beim VfL nicht zu verpassen.
Das erste Spiel am Freitag (3:0 gegen Dänemark) hatte der junge Innenverteidiger noch mitgemacht. Anfang der Woche kehrte er dann zum VfL zurück und verzichtete auf die Frankreich-Partie am Dienstag (2:2).
Auch da hatte Hecking seine Finger im Spiel: Die Abmachung hatte der erfahrene Coach mit dem Spieler und dem DFB getroffen. Die Einsatzchancen des Bochumer Eigengewächs bei der kommenden Aufgabe in Stuttgart sind sicher nicht geringer worden.
Riemann-Einigung: Ruhe im Umfeld und neue Alternative
Etwas mehr Ruhe im Umfeld herrscht nun auch in einer personellen Frage. Mit dem im Sommer wegen "unüberbrückbarer unterschiedlicher Auffassungen zu teaminternen Themen" freigestellten Torwart Manuel Riemann, der auf Teilnahme am Trainingsbetrieb der Profimannschaft geklagt hatte, fand sich nach juristischem Hin und Her nun doch eine außergerichtliche Einigung.
"Es ging auch darum, in der aktuell sportlich schwierigen Phase, weitere Unruhe zu vermeiden, die ein öffentlicher Gerichtsprozess nach sich gezogen hätte", hatte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig gesagt.
Aber sicherlich dürfte Hecking auch darüber froh sein, mit dem VfL-Stammkeeper der vergangenen Saison eine weitere gute Alternative auf der Torwartposition zu haben.
Patrick Drewes hatte in den bisherigen zehn Spielen im VfL-Tor gestanden, dabei nicht immer voll überzeugt, auch wenn man ihm zugute halten muss, dass er da auch eine verunsicherte Defensive vor sich hatte. Mit der neuen Selbstsicherheit im gesamten Team könnte auch Drewes neue Stabilität gewinnen.
Wer den ehrgeizigen Riemann allerdings kennt, weiß, dass er der erfahrene Torwart (98 Bundesligaspiele) die Rückkehr ins VfL-Tor anvisieren und darum kämpfen wird.
Timo Horn beim Den-Bosch-Test im Tor
Im Testspiel gegen den niederländischen Zweitligisten FC Den Bosch (2:0, Tore: Broschinski, Bamba) jedesfalls testete Hecking mit Timo Horn im Tor, der ebenfalls erfahren ist, bei seinen letzten Stationen bei RB Salzburg und dem 1. FC Köln allerdings zuletzt als Ersatzkeeper kaum Spiele absolvierte.
Bereits zurück im Training, aber gegen die Holländer noch nicht wieder dabei, war Abwehrmann Bernardo. Der Brasilianer, der in der vergangenen Saison als Linksverteidiger eine der Stützen der Bochumer war und im Sommer das Interesse von Borussia Mönchengladbach erweckt hatte, hat wegen einer Knieverletzung in dieser Saison noch keine Minute gespielt.
Bernardo weiter als gedacht
Nach der langen Pause überraschte Bernardo nun den neuen Trainer. "Dass er soweit ist, hätte ich nicht gedacht. Er hat auch schon wieder die Zweikämpfe gesucht. Wir werden ihn jetzt nach und nach aufbauen", hatte Hecking gegenüber der "Westdeutschen Zeitung" erklärt.
Ein neuer Teamgeist, neue Alternativen im Tor und absehbar auch in der Defensive: Es gibt Hoffnung auf den Klassenerhalt, und die hat eher weniger mit der HSV-Serie von vor acht Jahren zu tun.