Wie man Medikamente sicherer verteilt in einer Gelsenkirchener Klinik

Lokalzeit Ruhr 09.09.2024 05:23 Min. Verfügbar bis 09.09.2026 WDR Von Nicole Noetzel

Wie eine Gelsenkirchener Klinik Medikamente sicherer verteilt

Stand: 11.09.2024, 12:13 Uhr

Das Marienhospital in Gelsenkirchen hat das deutschlandweit modernste KI-basierte Medikamentenverteilsystem. Damit werden nicht nur Pflegekräfte entlastet, auch die Fehlerquote bei der Arzneimittelvergabe geht nahezu gegen null.

Von Nicole Noetzel

Anke Steden ist seit über zwanzig Jahren Krankenschwester und täglich für die Medikamentenvergabe zuständig. Tabletten ausblistern - so heißt die Tätigkeit, die Tabletten aus den meist silbernen Verpackungen zu drücken. Das neue System macht ihre Arbeit sicherer.

Ein Dosierungsschale mit Tabletten

Die herkömmliche Tablettenschale ohne Namen der Pillen

"Die meisten Tabletten sind weiß und rund. Wenn man im Stress ist und die Rationen für die Patienten zusammenstellt, können schnell mal ein Fehler passieren. Nicht nur das falsche Medikament, auch die falsche Dosis waren die häufigsten Fehlerquellen."

Roboter verpackt Medikamente in einzelne Tüten

Eine Nahaufnahme eines Medikamentenverteilsystems

Der Super-Roboter teilt Tabletten einzeln auf

Im Gelsenkirchener Marienhospital gehört diese Handarbeit seit zwei Monaten der Vergangenheit an. Seitdem übernimmt ein Superroboter die Aufgabe. Das so genannte Closed Loop Medication Management der italienischen Firma Deenova sorgt für eine neuartige Verwaltung und Vergabe der Arzneimittel. Es hat eine neue Software mit Künstlicher Intelligenz.

Alle Medikamente, die aus den Apotheken in handelsüblichen Verpackungen in die Klinik kommen, werden in den Supercomputer  gelegt und dort zu individuell verpackten Einzeldosen gemacht. In durchsichtigen kleinen Tütchen befindet sich jeweils eine einzelne Tablette.

Ein Tütchen mit einer Tablette wird gescannt

Ein Tütchen mit einer Tablette wird gescannt

Mit Bar- und Strichcodes versehen werden diese Einzeldosen auf den Stationen in speziellen Computerschränken aufbewahrt und für jeden Patient extra in einer kleinen Schublade zusammengestellt.

Die KI macht keine Fehler

"Die KI macht keine Fehler," sagt der ärztliche Direktor der Klinik, Dr. Axel Kloppe. In der Klinik werden digitale Patientenakten für jeden Patienten angelegt. Jeder Arzt und Therapeut hat jederzeit Einfluss auf die Medikamentenvergabe und kann dem System sagen, wie viel von welchem Arzneimittel verabreicht werden soll. "Wir haben noch nie so exakt zusammengearbeitet, wie jetzt".

Keine Verschwendung von Medikamenten

Durch die Einzelverpackung der Medikamente gibt es keine Verschwendung mehr, so Kloppe. Früher mussten Tabletten oft weggeschmissen werden, weil ein Patient etwa früher entlassen wurde und seine Medikamente schon in der Vergabeschale lagen. Jetzt werden die Einzeltütchen einfach wieder in den Supercomputer zurück gegeben und können neu verteilt werden.

Patient: Auf jeder Tablette steht Name des Medikaments drauf

Auch für die Patienten des Gelsenkirchener Marienhospitals ist das eine Veränderung. Peter Paul, der wegen einer Knieoperation im Krankenhaus ist, ist beeindruckt. "Früher musste ich immer die Schwester fragen, was das den für Tabletten in der Schale sind. Jetzt steht es bei jeder Tablette ganz genau auf den Tütchen drauf. Das finde ich richtig toll!"

Nach der Klinik in Gelsenkirchen, sollen noch weitere Krankenhäuser der KERN (Katholische Einrichtungen Nord GmbH) im Ruhrgebiet mit dem Medikamenten-Verteilsystem ausgestattet werden.

Unsere Quellen:

  • Reporterin vor Ort
  • Marienhospital Gelsenkirchen

Über dieses Thema haben wir in der Lokalzeit Ruhr am 9.9. berichtet.