In der E-Mail von Januar wirft der unbekannte Absender seinem früheren Vize-Bürgermeister vor, Chat-Kontakt zu einer 16-Jährigen gehabt zu haben. Dem Mädchen habe er sogar Geld für ein Treffen angeboten. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns hat daraufhin nicht die Polizei informiert, sondern seinen Stellvertreter mit den Vorwürfen konfroniert.
Stellungnahme des Bürgermeisters im Ausschuss
Bürgermeister Kleine-Frauns hat sich am Donnerstagabend im Lüner Haupt- und Finanzausschuss zu den Vorwürfen geäußert. Er habe eine entsprechende Presseanfrage erhalten.
"Am Abend des 18.01.2023 habe ich eine unter falschem Namen versandte Mail erhalten, in der das Angebot eines Treffens gegen Geld thematisiert, aber kein konkretes strafbares Geschehen geschildert wird. Ich war mir seinerzeit sicher, dass hier eine perfide Verleumdungskampagne gegen meinen damaligen Stellvertreter droht. Dies auch deshalb, weil ich Herrn Wolski seit 2005 als tadellosen Kommunalpolitiker wahrgenommen hatte. Ich habe die Mail nicht an die Polizei weitergeleitet, weil ich seinerzeit ausgeschlossen habe, dass Herr Wolski Straftaten zum Nachteil von Minderjährigen begangen haben könnte."
Kleine-Frauns hat sich "nichts vorzuwerfen"
Daniel Wolski habe die Anschuldigungen glaubhaft verneint. Deshalb habe er die Mail gelöscht. "Ich informiere Sie hier im Ausschuss", so Kleine-Frauns, "weil ich mir nichts vorzuwerfen habe. Und weil ich glaube, dass ich das nur mit einer frühzeitigen und offenen Stellungnahme deutlich machen kann. Ich bitte Sie aber um Verständnis, dass ich bis auf Weiteres wegen der laufenden Ermittlungen keine Einzelfragen beantworten werde." Auswirkungen auf die laufenden Amtsgeschäfte haben die Ermittlungen gegen den Bürgermeister laut Stadt Lünen nicht.
Dem WDR gegenüber wollte sich der Bürgermeister am Freitag nicht äußern. Auf die Frage, warum er zu den ersten Hinweisen geschwiegen hatte, erklärt die Stadt Lünen, dass ein Hinweis auf die E-Mail vom 18.01.2023 sich nur an die Staatsanwaltschaft hätte richten können. Im Zuge der Ermittlungen sei dem Bürgermeister aber klar gewesen, dass die E-Mail bei einer Auswertung des Handys seines ehemaligen Stellvertreters ausgewertet werden würde.
Die Ermittlungen wurden nach WDR-Informationen durch die Bochumer Staatsanwaltschaft angeschoben. Sie hatte die E-Mail bei Durchsuchungen auf Wolskis Handy gefunden. Daniel Wolski sitzt bereits seit Ende Oktober in Untersuchungshaft. Der genannte Fall soll nicht der einzige gewesen sein. Wolski wird vorgeworfen, seit 2018 mehrere Minderjährige gegen Bezahlung sexuell missbraucht zu haben.
Unsere Quellen:
Über dieses Thema berichter der WDR auch in der Lokalzeit Dortmund am 08.12.2023 um 19:30 Uhr.