Ein Spender für Menstruationsartikel hängt an einer Wand

Kostenlose Hygieneartikel an Schulen in Oberhausen: "Das hat super geklappt"

Stand: 05.05.2023, 18:48 Uhr

Seit einem Jahr gibt es an allen 17 weiterführenden Schulen in Oberhausen Spender mit kostenlosen Menstruationsartikeln. Die Bilanz: positiv.

Von Christian Richter

Am Heinrich-Heine-Gymnasium in Oberhausen gibt es seit vergangenem Jahr vier Hygieneartikel-Spender. Nach einer Bedarfsabfrage durch die Stadt gab es aber schon einen Karton mit Tampons und Binden in einer Mädchentoilette – zum Testen, ob und wie das Angebot angenommen wird.

Eine junge Frau steht vor einer blauen Wand

Luisa Jehn hat am HHG Abitur gemacht

Die Idee dazu hatten Luisa Jehn (19) und ihre damalige Mitschülerin: "Bevor man überall solche Spender hinstellt, wäre es natürlich auch praktisch, sich das mal anzuschauen, wie das läuft. Wir wollten das auf jeden Fall machen. Das hat super geklappt!" Auch damals wurden die Artikel von der Schule gestellt.

"Hemmschwelle noch mehr runtersetzen"

Luisa war bis 2022 noch selbst Schülerin und Schülersprecherin am Heinrich-Heine-Gymnasium, hat hier Abitur gemacht. Heute macht sie hier ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ). Sie war es, die im vergangenen Jahr den Schulleiter von den Hygieneartikel-Spendern überzeugt hat.

Ein Mann steht vor einer Holztür, darauf ist ein Plakat des Heinrich-Heine-Gymnasiums zu sehen

Schulleiter Marcus Kortmann

"Ich hatte kurzfristig Sorge, dass das nicht gut ankommt und dass wir noch mehr kontrollieren müssen, aber das passiert ja nicht, wir haben so gute Erfahrungen in Oberhausen gemacht an den Schulen. Luisa hat dann gesagt: 'Es gilt, die Hemmschwelle noch mehr runter zu setzen, gerade bei den Kleinen'", berichtet Schulleiter Marcus Kortmann (48) stolz.

Spender ermöglichen diskreten Zugang

Luisa glaubt, dass Menstruation für viele Mädchen "etwas Beschämendes ist, weil es eben nur Frauen, das weibliche Geschlecht, betrifft. Gerade in dem Alter zehn bis zwölf kommt oft die erste Menstruation, Mädchen sind damit natürlich auch geschlechtsreif – da kommt halt ganz viel zusammen. Irgendwie traut sich keiner, darüber zu sprechen, das finde ich so schade."

Das Angebot der kostenlosen Menstruationsartikel in Schultoiletten findet sie sehr gut. So könnten Schülerinnen diskret an Tampons und Binden kommen, ohne dass dafür beispielsweise im Sekretariat nachgefragt werden müsste. Gerade für junge Mädchen sei das eine Erleichterung, sagt Luisa.

Menstruation als Tabu?

Ziel der Stadt Oberhausen sei es für 2022 unter anderem gewesen, Menstruation zu enttabuisieren: "Die Hälfte der Menschheit menstruiert eine nicht unerhebliche Zeit des Lebens und dennoch geschieht dies weitestgehend im Verborgenen. Für viele Menstruierende ist Menstruation besetzt mit Scham und auch finanziellen Herausforderungen und nicht selten werden Menstruierende von Blutungen überrascht. Nicht allen Menstruierenden gelingt es gleichermaßen und stets vorbereitet zu sein, viele hemmt das eigene Schamgefühl um Hilfe oder Menstruationsprodukte zu bitten, bspw. in der Schule", heißt es im Bericht der Stadt.

Mit verhältnismäßig geringem Aufwand sei es durch die Aufstellung von Spendern möglich gewesen, solche Situationen zu vermeiden und die gebotene Hygiene zu verbessern. Die Stadt sieht dieses Ziel in ihrer Bilanz "durchaus als erfüllt" an. Viele Schulen hätten gemeldet, "dass es da gut funktioniert und gut angenommen, bzw. auch gebraucht wird."

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Kostenlose Hygieneartikel an Schulen sind nicht neu

Eine Abfrage durch die Stadt Oberhausen hätte ergeben, dass die Spendersysteme an allen weiterführenden Schulen in Oberhausen gewünscht seien, lediglich drei Schulen hätten auf das Angebot verzichtet, "da eigene Systeme bzw. bewährte organisatorische Abläufe vorhanden sind."

Am Donnerstag hat die Stadt im Schulausschuss dann eine Bilanz zu den kostenlosen Menstruationsartikeln an den weiterführenden Schulen im Stadtgebiet gezogen. Seit Ostern 2022 wurden demnach insgesamt 67 Spendersysteme auf den Toiletten "bedarfsorientiert und unentgeltlich" zur Verfügung gestellt.

Neu sind kostenlose Hygieneartikel an Schulen nicht – am HHG in Oberhausen gab es sie schon immer. Schülerinnen mussten allerdings im Sekretariat danach fragen. Durch das Installieren der Spender in Schultoiletten habe das Thema aber noch mal an Aufmerksamkeit gewonnen.

Vandalismus ist kein großes Problem

Vandalismus oder übermäßige Entnahme aus den Spendern seien übrigens kein großes Problem: "An einer Schule gab es Probleme mit dem Auffüllen, darüber hinaus wird von gelegentlichem 'Vandalismus' berichtet, also dass die Hygieneartikel auf dem Boden verteilt liegen", berichtet die Stadt Oberhausen weiter.

Auch am Heinrich-Heine-Gymnasium habe sich der Umgang mit den Spendern seit ihrer Aufstellung gut reguliert, sagt Luisa. "Ich glaube, dass gerade in der Anfangszeit Mädels sich da vielleicht ein bisschen mehr rausgenommen haben, als es eigentlich nötig war, dann aber vielleicht auch in den nächsten Tagen gemerkt haben: Oh, jetzt hab ich selbst gar nichts mehr. Das reguliert sich also, die Mädels gehen gewissenhaft damit um."

Kosten für die Stadt Oberhausen

Befüllt werden die Spender in den Schultoiletten von den Reinigungskräften, die die Artikel wiederum beim Hausmeister erhalten. Am Heinrich-Heine-Gymnasium laufe das aber auch mal durch die Schüler oder Lehrer selbst, sagt Luisa.

Sind die Vorräte in der Schule dann aufgebraucht, können die Schulen bei der Stadt nachordern. Die Kosten für die 67 Spender an den 17 weiterführenden Schulen inkl. bisheriger Nachlieferungen belaufen sich laut Stadt Oberhausen auf rund 25.000 Euro.

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