Wasserstoff-Lok wird vorgestellt Lokalzeit aus Dortmund 28.09.2023 Verfügbar bis 28.09.2025 WDR Von Sascha Bacinski

Lok mit Wasserstoffantrieb in Hattingen vorgestellt

Stand: 28.09.2023, 17:05 Uhr

Eine Diesellok fährt jetzt mit Wasserstoff: Mit dieser Innovation will ein Hattinger Traditionsunternehmen den entscheidenden Schritt in eine klimafreundliche Zukunft gehen. Jetzt wurde der Prototyp vorgestellt.

Eigentlich werden in der Westfälischen Lokomotiv-Fabrik Reuschling seit mehr als 100 Jahren Lokomotiven und andere Schienenfahrzeuge instandgesetzt. Jetzt können sie auch komplett umgebaut werden. Und das nachhaltig: Gebrauchte Loks werden entkernt und bekommen ein neues Antriebssystem - seit neuestem auch mit Wasserstoff.

Dieselmotor als Basis

Karsten Wittek, Professor an der Hochschule Heilbronn, hat das System mit entwickelt und erklärt, was sein Team am bestehenden Motor umgebaut hat: "Wir haben hier als Basis einen Dieselmotor hergenommen. Und anstelle der Einspritztechnik ist dann eine Gas-Einblasetechnik reingekommen, die das Wasserstoffgas direkt in den Brennraum einbläst."

Dann wurde noch eine Zündkerze installiert, die ein Dieselmotor sonst nicht hat. Und einiges anderes wurde am Motor technisch für den Wasserstoff angepasst.

Wasserstoff: Traum-Treibstoff der Energiewende

Wasserstoff: neben Ökostrom der Traum-Treibstoff der Energiewende. Denn übrig bleibt beim Verbrennen vor allem Wasserdampf. Herstellung und Transport sind aber energieaufwendig, sodass Wasserstoffantriebe nur sinnvoll sind, wenn sie "grünen" Wasserstoff nutzen, also solchen, in dem nur regenerative Energie (z.B. aus Sonne oder Wind) steckt. Der ist noch rar und teuer.

In welchen Anwendungsfeldern er sich durchsetzt, ist noch unklar. Experten rechnen weniger mit flächendeckender Anwendung in Pkw, für Schiffe, Lkw, Busse oder eben Züge scheint es aber deutlich realistischer.

Ingenieur Prof. Karsten Wittek von der Hochschule Heilbronn | Bildquelle: WDR / Sascha Bacinski

Zurück in Hattingen: Karsten Wittek entwickelt seit 20 Jahren Motoren. Die Zukunft liegt für ihn nicht im reinen Wasserstoffantrieb. Alles müsse mitgedacht werden: Elektro, Wasserstoff-Verbrenner, Wasserstoff-Brennstoffzelle.

Reichweite ist noch ausbaufähig

Bei der Reichweite ist die neue Technik derzeit noch nicht so effizient. Mit einer Dieselfüllung kann die Lok gut eine Woche fahren, mit dem Wasserstoff zwei bis drei Tage. Dann muss sie tanken. Dazu braucht es die passende Infrastruktur, vor allem Wasserrstoff-Terminals müssen her.

Rund zwei Jahre haben die Ingenieure an dem Prototypen der Wasserstoff-Lok gearbeitet. Jetzt geht sie in eine einjährige Testphase.

Reuschling-Geschäftsführer Udo Pinders aus Hattingen | Bildquelle: WDR / Sascha Bacinski

Reuschling-Geschäftsführer Udo Pinders sieht für die Idee eines ökologischen Verbrenners in der Schwerlast-Anwendung - vor allem im Mix aus Elektro, Wasserstoff und Brennstoffzelle - gute Zukunftsperspektiven: "Da gibt es noch nichts absehbar anderes, was das auch erfüllen könnte." Er rechnet damit, die Wasserstoff-Loks in zweieinhalb Jahren an Kunden ausliefern zu können.

Über dieses Thema berichten wir in der WDR Lokalzeit aus Dortmund im Fernsehen am 28.09.2023.