Diesen Tag Mitte Juni werden Segler der beliebten Mittwochsregatta auf dem Baldeneysee nicht vergessen: Die meisten Boote werden mitten auf dem See plötzlich wie von einer unsichtbarer Kraft unter Wasser gestoppt. Später, an Land, stellt sich dann heraus: "Elodea", die gefürchtete "Wasser-Pest" ist zurück.
Mähboot schneidet Schneisen
Vielen Seglern und Wassersportlern wird erst im Laufe der nächsten Tage klar, welche Ausmaße die Rückkehr der eingeschleppten Schlingpflanze hat. Raus auf das Wasser dürfen nur noch wenige Sportler. Für wichtige Regatten müssen Schneisen mit dem Mähboot des Ruhrverbandes freigemäht werden.
André Zölzer von "Kanu Tour Ruhr" fährt auf dem Baldeneysee mit dem Kanu raus, um mit einer Garten-Harke die Anlegestelle von Elodea fürs erste zu befreien. Das ist mühsam und der "Riesen-Spinat" fängt an Land sofort an zu stinken: "Es ist vor allem gefährlich, wenn sich Kunden mit dem Paddel in der Schlingpflanze verheddern", so Zölzer.
Schlingpflanze schlecht fürs Geschäft
Bei über 100 Wassersportvereinen verzeichnet nicht nur die Vereins-Gastronomie Umsatzeinbrüche: Elodea verdirbt auch Verleihern von Stand up Brettern und Kanus das Geschäft. "Zum Glück kommen wir vom Ostufer schnell auf die Ruhr - da ist Elodea nicht", so Zölzer.
Tatsächlich gedeiht die Schlingpflanze nur in den Stauseen der Ruhr mit geringer Wassertiefe und wenig Strömung. Auch der Kemnader Stausee ist zugewuchert. Der Dortmunder Phönixsee hingegen bleibt auch in diesem Jahr verschont: Dort konnte vor Jahren im Kies eine Alge kultiviert werden, die das Wasser trübt.
Körbchenmuschel klärt das Wasser
"Elodea zeigt eine gute Wasserqualität an, sie gedeiht nur in sauberem Wasser", so Markus Rüdel vom Ruhrverband. Tatsächlich scheint die Sonne in diesem Jahr bis auf den Grund. Dafür hat auch die Körbchenmuschel gesorgt: "Sie ernährt sich von Algen und sorgt für klare Sicht", so Rüdel.
In den beiden vergangenen Sommern sorgten laut Ruhrverband starke Strömungen und das Hochwasser für schlechte Bedingungen für Muschel und Elodea. Der Kampf gegen die Schlingpflanze in diesem Jahr hat seinen Preis: 1500 Euro koste der Einsatz des Mähbootes pro Tag, so die Stadt Essen.
Entsorgung der Pflanze als Bio-Sondermüll
Kostspielig ist es auch, weil Elodea als "Bio-Sondermüll" aufwändig entsorgt werden muss. Versuche, der Pflanze mit Fressfeinden wie einer Fischart zuzusetzen, scheiterten. Die Anti-Elodea-Teststrecke, auf dem Baldeneysee durch gelbe Tonnen markiert, könnte eigentlich abgebaut werden.
Der Ruhrverband deutet Pläne an, den Baldeneysee tiefer zu machen und Sedimente Richtung Stauwehr zu verlagern. Dann hätte Elodea keine Chance. Aber bis dahin dürften Jahre vergehen, falls es überhaupt dazu kommt. Ein Lichtblick: Ende August stirbt Elodea ab. Bis dahin werden sich Wassersportler und Firmen am See ärgern oder fordern: Das Mähboot möge bitte auch unabhängig von Regatten häufiger fahren.
Unsere Quellen:
- Ruhrverband
- Stadt Essen
- Stadt Dortmund
- Kanu Tour Ruhr