"Ich dachte, ich kenne hier jeden Tropfstein mit Vornamen - und dann entdeckst du noch eine völlig neue Welt", sagt Stefan Voigt. Der Ennepetaler Höhlenforscher vom Arbeitskreis Kluterthöhle hat schon viele Höhlen entdeckt. Diese neue Entdeckung im Klutertberg aber gehöre in seine persönliche Top 3, neben dem Engelskirchener Windloch und der Heilenbecker Höhle, die ebenfalls in Ennepetal liegt.
Öffnung zur Kluterthöhle durch Spalt
Zahlreiche Versteinerungen finden sich im Hackerloch
Jetzt also das sogenannte Hackerloch und die Verbindung zur Kluterthöhle. Das Hackerloch war tatsächlich vor wenigen Monaten nicht mehr als ein Loch am Boden des Klutertbergs, das Voigt entdeckte. Schon bald stellten er und sein Team fest: Es ist eine über mehrere Hundert Meter verlaufende Höhle, womöglich mit Verbindungen zu anderen Höhlen im Klutertberg.
Die Vermutung war vor allem: Es muss eine Verbindung zur Kluterthöhle geben, der großen und landesweit bekannten Höhle im Berg, die jährlich tausende Besucher lockt. Und tatsächlich – am Wochenende stießen die Forscher auf einen 15 Zentimeter breiten und drei Meter hohen Spalt, der zur Kluterthöhle führte.
Wohl komplettes Höhlensystem im Klutertberg
Stefan Voigt spricht schon länger nicht mehr von einzelnen Höhlen im Berg, sondern von einem kompletten Höhlensystem. Die neueste Entdeckung ist ein weiterer Beweis dafür. Seit 2019 die Kluterthöhle und die Nachbarhöhlen vom Land zum Nationalen Naturmonument erklärt wurden, forscht der Arbeitskreis noch akribischer unter der Erde in Ennepetal – seit dem Frühjahr vor allem im Hackerloch.
Stefan Voigt ist stolz auf die neue Entdeckung
Tropfsteine fanden die Forscher dort, genauso wie versteinerte Korallenriffe oder unterirdische Seen. "Das ist wie die Kluterhöhle, nur in jungfräulich", so Stefan Voigt, "wir müssen damit jetzt umgehen wie mit rohen Eiern." Denn als vor vielen Jahrzehnten die ersten Menschen in die damals neu entdeckte Kluterthöhle kamen, zerstörten sie vieles durch Unachtsamkeit.
Nur Zugang für die Wissenschaft
Da ist die Höhlenforschung heute weitaus umsichtiger. Schon die letzte große Entdeckung, das Windloch in Engelskirchen als bislang größte Höhle in NRW, gingen Voigt und seine Kollegen mit größter Vorsicht an. Auch im Hackerloch werde das nicht anders passieren. Wissenschaftler vieler Universitäten werden in den kommenden Jahren dort forschen – Besucher aber werden die Höhle nicht betreten dürfen.
Natürlich werde man aber die einmaligen Entdeckungen im Hackerloch umfangreich für das Besucherzentrum dokumentieren. In welcher Form, das werde sich noch zeigen, so Stefan Voigt. Die Wissenschaft derweil soll im Hackerloch neue Erkennisse unter anderem zu Geologie, aber auch zur Klimaentwicklung gewinnen.
Die Forscher entdeckten viele Hundert Meter Höhlen-Neuland
Höhle mit "Olympiahalle" und "Haifischmaul"
Übrigens, die einzelnen Bereiche im Hackerloch tragen besondere Namen: Eine große Halle, die an Pfingsten entdeckt wurde, wurde von den Forschern "Pfingstdom" getauft. Einen ähnlichen Zeitbezug hat auch die "Olympiahalle", mit Blick auf die vergangenen Spiele in Paris. Und das sogenannte "Haifischmaul" sehe laut Stefan Voigt genau wie ein solches aus, nur nicht mit Zähnen, sondern eben mit Tropfsteinen.
Zurücklehnen kommt für Stefan Voigt und seine Kollegen nach der neuesten Entdeckung übrigens nicht in Frage: "Siebzig Prozent aller Höhlen sind immer noch nicht entdeckt", schätzt der Höhlenforscher aus Ennepetal.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Arbeitskreis Kluterthöhle e.V.