Urteil in Wuppertal gefällt: Zwölf Jahre Haft für Säureanschlag auf Manager

Stand: 19.08.2022, 10:01 Uhr

Der Mann, der den Energiemanager Bernhard Günther vor vier Jahren mit Schwefelsäure überschüttet hat, muss lange Jahre in Haft. Dieses Urteil fällte am Donnerstag das Wuppertaler Landgericht.

Von Wolfram Lumpe

Die Tat sei an "Rohheit und Menschenverachtung nicht zu überbieten" - so der Richter in seiner Urteilsbegründung. Zugleich sehe er den Prozess auch als "erste Etappe für eine weitere Aufklärung des Verbrechens und seiner Hintermänner. Für den Richter steht fest, dass der Verurteilte kein Einzeltäter war, sondern im Auftag eines anderen gehandelt hat.

Er verurteilte den Angeklagten, einen 42 Jahre alten Mann aus Belgien, wegen absichtlicher schwerer und gefährlicher Körperverletzung. Der Angeklagte hatte bis zum letzten Verhandlungstag seine Unschuld beteuert: Er sei an der Tat nicht beteiligt gewesen.

Handschuh überführte den Angeklagten

Der Angeklagte mit Übersetzer und Verteidiger | Bildquelle: WDR / Wolfram Lumpe

Am Tatort war neben einem Glas mit Säureresten ein Handschuh mit DNA-Spuren des Belgiers gefunden worden. Die Erklärung des Mannes, die Handschuhe seien ihm gestohlen und als falsche Fährte am Tatort platziert worden, fand das Gericht offensichtlich wenig überzeugend. Außerdem hatte der Angeklagte wenige Tage nach der Tat eine Fußverletzung behandeln lassen, die laut Gutachten von einer Säureverätzung stammen konnte.

Die Ermittlungen gegen einen zweiten Verdächtigen waren eingestellt worden. Der Kampfsportler war mangels ausreichender Beweise wieder freigelassen worden, obwohl Günther aussagte, ihn wiedererkannt zu haben.

Opfer leidet bis heute

Manager Bernhard Günther | Bildquelle: WDR / Wolfram Lumpe

Der 55 Jahre alte Spitzenmanager Günther war am 4. März 2018 in der Nähe seines Hauses in Haan von zwei Männern angegriffen, mit hochkonzentrierter Schwefelsäure überschüttet und schwer verätzt worden. Er wurde mehrfach operiert. Augenlider und Teile seiner Gesichtshaut mussten transplantiert werden. Zahlreiche weitere Operationen stünden ihm noch bevor, hatte Günther in dem Prozess als Zeuge ausgesagt.

Auftraggeber aus dem beruflichen Umfeld?

Der geschädigte Manager und seine Anwälte | Bildquelle: WDR / Wolfram Lumpe

Günther war zum Zeitpunkt des Anschlags Finanzvorstand der damaligen RWE-Tochter Innogy. Damals stand die Übernahme von Innogy durch Eon unmittelbar bevor. Der 55-Jährige vermutet als Auftraggeber des Säureattentats eine Person aus seinem damaligen beruflichen Umfeld, die ihn als Konkurrenten ausschalten wollte. Heute ist Günther Finanzvorstand des finnischen Energiekonzerns Fortum.

Mit der Entscheidung seien die Ermittlungen hoffentlich nicht beendet, sagte Günther vor Gericht. Er hoffe, dass auch die Mittelsmänner und der Auftragsgeber der Tat aufgeklärt würden.