Vier durch Messerstiche verletzte Schülerinnen und Schüler. Dazu drei, die an den Folgen eines Schocks leiden. Das ist die Bilanz der Amoktat, die das Gymnasium völlig aus dem Nichts traf. Der mutmaßliche Täter: ein 17-jähriger Oberstufenschüler. Wobei: Schulsprecherin Rosa Schalk möchte ihn auch weiterhin "ihren Mitschüler" nennen.
Schulleiterin Claudia Schweizer-Motte findet ebenfalls besorgte Worte. "Der Schüler war in dem Moment jemand, der neben sich stand, er war in einer psychischen Ausnahmesituation. Ob es eine manische Phase war, das kann ich nicht beurteilen, da bin ich nicht Fachfrau."
"Weinend im Arm eines Kollegen"
Genau das aber war nach der Tat zu hören, aus der Schule und aus Ermittlerkreisen. Eine manische Phase innerhalb einer psychischen Erkrankung sei der Auslöser der Tat gewesen. Das aufzuklären ist jetzt Teil der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Die Schulleiterin sagt, sie sei unmittelbar nach der Messer-Attacke am Tatort gewesen. "Ich hatte von Anfang an Mitleid mit dem Schüler, den ich weinend im Arm eines Kollegen fand. Er wirkte zutiefst verunsichert."
Ausdruck von Problemen oder versuchter Mord?
Schülersprecherin Rosa Schalk war auf dem Weg in den Raum, in dem gerade die Tat stattgefunden hatte. Sie habe eine Klausur nachschreiben müssen. Sie sei geschockt gewesen, aus Sorge um ihre Mitschüler, aber auch weil sie "der Person das nicht zugetraut hatte". Seine Probleme seien in dem Moment der Tat zum Ausdruck gekommen, vermutet sie.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 17-Jährigen unter anderem versuchten Mord vor. Er sitzt in Untersuchungshaft. Eine psychiatrische Begutachtung lehnt er ab.
Mobbing kein Motiv
Nach der Tat halten sich auch Gerüchte hartnäckig, der Oberstufenschüler sei im Vorfeld der Tat gemobbt worden. "Das stimmt definitiv nicht", erzählt Schulleiterin Claudia Schweizer-Motte. Er sei ein "toller Schüler" gewesen. "Leistungsstark, sehr nett und eher ein Nerd, wenn man denn ein Klischee bedienen will." Einen Freundeskreis habe er gehabt und er habe stabil gewirkt.
Psychologische Betreuung
Die Opfer der Messer-Attacke konnten schon am nächsten Tag wieder in die Schule gehen, so die Schulleiterin. Viele Psychologen seien in das Gymnasium gekommen, um Schüler und Lehrer zu betreuen. Ob dabei Tränen geflossen seien? "Ja", sagt Claudia Schweizer-Motte, "mein Taschentuch-Vorrat war aufgebraucht."
Mehr als 20 Zeugen sind nach Aussage der Staatsanwaltschaft bisher vernommen worden, die Ermittlungen dauern weiter an.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Schulleitung Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium
- Schülersprecherin Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium
- Staatsanwaltschaft Wuppertal