Jeden Mittag ab 13 Uhr kann man die Obdachlose Melanie und ihren Hund Filou auf der Bonner Poststraße treffen. Immer zusammen, immer unzertrennlich. "Für mich ist Filou ein Tröster und eine wandelnde Wärmflasche. Und im Sommer ist er Ventilator. Für mich gehört er zur Familie", erzählt die 46-jährige, während sie Filou durchs Fell streicht.
Erst war der Job, dann die Wohnung weg
Vor vier Jahren hat Melanie erst ihren Job in einer Bäckerei und dann ihre Wohnung verloren. Filou hatte sie zu dem Zeitpunkt schon. Nachts schlafen die beiden seitdem in einer Bonner U-Bahn-Haltestelle, weil sie mit Hund in keine Obdachlosenunterkunft reinkommt.
Sich von ihm zu trennen kam für Melanie nicht in Frage, sagt sie. "Eine Mutter gibt ihr Kind ja auch nicht einfach ab, nur weil es gerade nicht passt."
Kein Platz für Hunde in Obdachlosenunterkünften
Alle Bonner Obdachlosenunterkünfte verbieten Hunde in ihren Einrichtungen, beispielsweise das Haus Maria-Königin in der Bonner Weststadt. Es bietet wohnungslosen Frauen und ihren Kindern eine Anlaufstelle. Heimleiterin Elisabeth Bergmann beobachtet mit Sorge, dass die Zahl obdachloser Frauen in den letzten Jahren immer weiter zunimmt.
"Wir telefonieren fast täglich mit zehn bis 15 Frauen, die auf der Straße stehen", berichtet sie. "Davon haben im Schnitt fünf Frauen ein Haustier. Denen müssen wir leider absagen", erläutert sie. Auch in anderen Städten gilt das Hundeverbot in den meisten Unterkünften.
Alternative Unterkunft: U-Bahn-Haltestelle
Viele Bonner Obdachlose weichen stattdessen in die U-Bahn-Haltestellen aus. Denn in den kalten Monaten von November bis April dulden die Stadtwerke Bonn sie in der Zwischenetage, also nicht direkt am Gleis.
Für Melanie und Filou, die mit Unterbrechungen seit vier Jahren auf der Straße leben, ist das ein Segen. Melanie sagt sogar, dass der Winter deshalb für sie weniger hart ist als der Sommer: "Im Sommer muss ich jeden Abend aufs Neue schauen, wo ich hin kann. Anders im Winter: Da weiß ich genau, wo ich mich hinlegen kann", sagt sie dankbar.
Filou – ein Stück Sicherheit an Melanies Seite
Natürlich gebe auch ihr Filou ihr ein Stück Sicherheit. "Er schlägt sofort an, wenn sich jemand nähert, bei dem er ein ungutes Gefühl hat. Wenn man auf der Straße lebt, fällt man eh nicht in Tiefschlaf, aber ein bisschen besser abschalten kann ich dank Filou schon", berichtet sie. Ihr Hund ist für sie mehr als ein Haustier, fast schon eine Lebensversicherung.
Unsere Quellen:
- Melanie
- Elisabeth Bergmann, Haus Maria-Königin
- Stadtwerke Bonn
- Stadt Bonn