Es sind beunruhigende Bilder, die im Netzwerk der deutschen Tierarztpraxen viral gehen. Hunde, die von jetzt auf gleich ausrasten und ständig bellen. Tiere, die verstört und orientierungslos durch Wohnzimmer irren. Im Rheinland bemüht sich eine Kerpener Tierarztpraxis um stets neue Informationen und steht verunsicherten Hundehaltern mit Rat und Tat zur Seite.
In der Kerpener Tierarztpraxis Horrem ist an diesem Tag Kayla als Patientin eingetroffen. Die belgische Schäferhündin ist eine ganz Liebe. Das 18 Monate alte Tier lässt sich geduldig vom Arzt ihres Vertrauens abtasten und mit dem Stethoskop abhorchen. "Das hört sich sehr gut an" lobt Sebastian Sarter. Der Mediziner schaut Kayla heute etwas genauer an als sonst. Denn auch der Tierarzt aus Horrem kennt Patienten, die an dem sogenannten Werwolf-Syndrom leiden.
Tierarzt Sebastian Sarter untersucht Schäferhündin Kayla besonders gründlich.
Über Kollegen hat er Aufnahmen von Cooper bekommen. Sie zeigen den sonst friedlichen Entlebucher Sennenhund, wie er durch einen Raum hetzt - völlig aufgelöst und verstört: "Er scheint hier Panikattacken zu haben. Scheint auch zu halluzinieren. All das ist sehr extrem und sehr beunruhigend", beschreibt Sebastian Sarter die Bilder, die Coopers Familie aufgenommen hat.
"Werwolf-Syndrom" - Ursache noch unklar
So einen Hund wie Cooper hatte die Kerpener Tierarztpraxis Horrem auch schon einmal als Patienten. Im deutschsprachigen Raum - so schätzt die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover - sind es bislang etwa 40 Hunde, die seit August 2024 Tierneurologen vorgestellt wurden. Unter Verdacht stehen mit Rinderhaut überzogene Kauknochen. Sie gibt es online zu kaufen, aber auch in vielen Einkaufsmärkten.
"Welcher Stoff genau verantwortlich ist, weiß man noch nicht. Es gibt Spekulationen, ob es vielleicht ein Pilzgift ist oder ein Stoff aus der Herstellung der Kauknochen. Die Kauknochen stammen aus China und woher das ganz genau kommt, dass weiß man noch nicht. Da ist die Forschung noch dran", sagt Tierarzt Sebstaian Sarter.
Behörden warnen vor Kauknochen
Über Facebook versuchen die Horremer Tierärzte, die Besitzer ihrer Patienten zu erreichen. Denn die Verunsicherung ist groß. Zuletzt haben sie auf eine Mitteilung der niederländischen Behörde für Lebensmittelsicherheit aufmerksam gemacht. Dort wird vor Rinderhautknochen gewarnt, die online vertrieben wurden - auch bis nach Deutschland.
Die beanstandeten Kauknochen sollen mittlerweile nicht mehr verkäuflich sein. Sebastian Sarter geht jedoch davon aus, dass sie noch in vielen Vorratsschränken lagern könnten.
Tierärzte bieten Hilfe an
Bislang ist nicht klar, wie viele Hunde überhaupt vom "Werwolf-Syndrom" betroffen sind. Christian Sarter von der Tierarztpraxis Horrem hofft, dass viele Hundehalter bei einer Umfrage der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover mitmachen und damit für Aufklärung sorgen.
Nach Einschätzung der Wissenschaftler sind die mutmaßlichen Vergiftungserscheinungen kein Todesurteil. Viele Hunde hätten sich nach tierärztlicher Behandlung wieder erholt. "Das wichtigste wäre, jede Form von Kauartikel wegzulassen und das Tier so gut es geht zu beruhigen. Die Räume ganz reizlos zu gestalten. Das heißt: Die Räume abzudunkeln und dann einen Tierarzt aufzusuchen und das Tier untersuchen zu lassen", ergänzt Tierarzt Sebastian Sarter aus Horrem.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Tierarztpraxis Horrem
Über dieses Thema berichten wir am 09.01.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Köln, 19:30 Uhr.