Angriffe auf Weidetiere in der Eifel: Hinweise auf Wolfsriss

Stand: 28.07.2023, 15:28 Uhr

In der Eifel sind in dieser Woche wieder mehrere Weidetiere gerissen worden. Damit häufen sich die nächtlichen Attacken. Es gibt Hinweise darauf, dass ein Wolf dafür verantwortlich sein könnte. Eine DNA-Untersuchung soll jetzt Gewissheit bringen.

Von Anke Capellmann

Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Nacht auf Donnerstag zwischen Mützenich und Kalterherberg auf der Wiese eines Schafhalters. Dort wurden zwei Tiere getötet.

"Eines der Schafe war stark angefressen, das andere Schaf hatte den typischen Kehlbiss, der auf einen Wolf hindeutet", sagt Hermann Carl. Er ist Wolfsberater in NRW und für die Städteregion Aachen zuständig. Als wichtiger Ansprechpartner ist er an diesen Tagen viel unterwegs.

Sechs Angriffe innerhalb weniger Wochen

Erst Anfang der Woche war Hermann Carl schon einmal von dem Schafhalter kontaktiert worden. Auch da hatte er zwei tote Schafe auf seiner Wiese entdeckt. Eines der Tiere hatte ebenfalls einen tödlichen Kehlbiss. Das andere Tier war schwer verletzt und musste später von einem Tierarzt erlöst werden.

Die Herde des Schafshalters zwischen Mützenich und Kalterherberg ist damit in dieser Woche gleich zwei Mal attackiert worden. Insgesamt war es schon das sechste Mal. Der Halter denkt darüber nach, seine Herde aufzulösen.

Nur DNA-Untersuchungen können Klarheit bringen

"Auch wenn es viele Hinweise darauf gibt, dass ein Wolf für die Angriffe verantwortlich ist, lässt sich das abschließend nur durch entsprechende DNA-Untersuchungen bestätigen", sagt Hermann Carl. Denn auch andere fleischfressende Tiere könnten am Ende für die Fraßspuren verantwortlich sein - etwa Dachse, Füchse oder Marder.

Deswegen nimmt Hermann Carl vor Ort immer DNA-Proben, die dann in einem Fachlabor untersucht werden. Die Auswertung dauert in der Regel drei bis vier Monate. Erst im Herbst rechnet Carl also mit den Ergebnissen.

Die anderen beiden Attacken in dieser Woche hatte es bei zwei Tierhaltern aus Dedenborn und Paustenbach gegeben. In Dedenborn hatte ein Landwirt nur noch den Kopf eines neugeborenen Kalbes gefunden, das vermutlich aber schon tot zur Welt gekommen war.

"Der Körper des Kalbes kann nur von einem großen und schweren Tier weggetragen worden sein. Ein Fuchs oder ein Marder schafft so etwas nicht", sagt der Wolfsberater.

In Paustenbach war es ein Fohlen, das attackiert worden war. Auch da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Stute ihr Fohlen schon tot zur Welt gebracht hatte, erklärt Hermann Carl. Die Fraßspuren an dem Fohlen könnten ebenfalls auf einen Dachs oder Marder zurückzuführen sein. Auch hier hat der Wolfsberater DNA-Proben genommen.

Wolfspaar im Hohen Venn hat wieder Nachwuchs

Im November 2020 hatte sich im Hohen Venn auf belgischer Seite ein Wolfspaar gebildet. Ein Jahr später hatte das Paar das erste Mal Nachwuchs bekommen. Vier Jungtiere wurden damals dort gesichtet, erzählt René Dahmen, Forstamtsleiter in Elsenborn.

Seitdem bekommt das Wolfspaar jedes Jahr Nachwuchs. Zuletzt auch dieses Jahr. Wie viele Jungtiere es diesmal sind, ist noch nicht bekannt. Sobald die Jungtiere etwa anderthalb Jahre alt sind, verlassen sie das Rudel und suchen sich weit entfernt ein neues Revier. Die Elterntiere bleiben.

"Sollten sich die Vorfälle in der Eifel auf deutscher Seite als Wolfsrisse herausstellen, könnte es durchaus sein, dass das Elternpaar oder eines der Jungtiere aus dem Hohen Venn dafür verantwortlich ist", sagt er. Es könnte aber genauso gut ein Wolf auf der Durchreise gewesen sein.

Auch darüber gibt es aber erst Klarheit, wenn die DNA-Proben ausgewertet sind. Dann kann auch genetisch festgestellt werden, ob es sich um einen der Wölfe des Hohen Venns handelt.

Angriffe auf Weidetiere in der Eifel: Hinweise auf Wolfsriss 00:23 Min. Verfügbar bis 28.07.2025