Entführte Psychoterapeutin in Köln: Lange Haftstrafen

00:34 Min. Verfügbar bis 16.09.2026

Entführte Psychoterapeutin in Köln: Lange Haftstrafen

Stand: 16.09.2024, 16:15 Uhr

Es ist ein bizarrer Fall, sagt der Richter. Wegen einer offenbar gescheiterten Behandlung entführen zwei Männer eine Therapeutin.

Von Markus Schmitz

Dann fordern sie 1,5 Millionen Euro und lassen die Frau gehen. Die Männer sind verlobt und wollen nun in Haft heiraten.

In dem kleinen Gerichtssaal im Kölner Landgericht ist jeder Platz besetzt. Unter den Zuschauenden sind Bekannte und Freunde der entführten Frau. Sie ist als Nebenklägerin in dem Verfahren aufgetreten. Sie steht den Angeklagten gegenüber, als der Vorsitzende Richter die Strafen verkündet: 11 Jahre für den Hauptangeklagten, acht Jahre und sechs Monate für seinen Komplizen. Die Frau bricht in Tränen aus.

Haupttäter hat narzisstische Persönlichkeitsstörung

Die Männer sind voll schuldfähig, stellte ein Gutachter im Verfahren fest. Dennoch attestierte der Sachverständige dem Haupttäter eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Dazu nannte er auch ein Beispiel: "Der jetzt 40 Jährige sei in seiner Kindheit stets König genannt worden."

Letztendlich führten seine Wege aus der Türkei nach Deutschland, wo er mit seiner Doktorarbeit nicht weiterkam. Er lernte seinen Komplizen kennen. Ein mehrfacher Familienvater, der später mit einem Mann zusammen lebte. Der Haupttäter holte sich unter anderem wegen mehrerer "Enttäuschungen" Hilfe bei einer Therapeutin, der späteren entführten Frau.

Der Komplize habe alles aus Liebe gemacht

Während seiner Behandlung fühlte sich der Patient immer wieder unzufrieden. "Er hat sich nicht ernst genommen gefühlt, er dachte die Therapeutin würde ihn gerne los werden wollen, er forderte eine Entschuldigung von ihr", so der Richter. All das mündete letztendlich in dem Plan die Frau zu entführen. Sein Komplize, der jetzt 55-Jährige Verlobte des Haupttäters, sagte in dem Prozess, dass er aus Liebe zu dem Mann mitgemacht habe.

Die Täter ließen die Frau am Ende gehen

Im Oktober vergangenen Jahres hatten sie eine Frau in ihrer Praxis betäubt, in eine Kiste gesteckt und sie in die Wohnung der Männer gebracht. Dort musste die Frau eine Nacht in einem Badezimmer ausharren. Sie bedrohten, drangsalierten und erniedrigten sie. Verlangten Schadenersatz in Millionenhöhe von ihr.

Irgendwann gelang es der Frau den Haupttäter durch ein Gespräch zu beruhigen. "Der Mann lag schließlich in Embryostellung neben der Frau und wollte Selfies machen", sagte der Richter. Er ließ die Frau gehen, weil sie Papiere unterschrieb, zum Beispiel, dass sie nicht die Polizei informiert. Die stand schließlich doch vor der Tür, weil die entführte Frau sie gerufen hatte.

Entführte Psychoterapeutin in Köln – Lange Haftstrafen

WDR Studios NRW 16.09.2024 00:39 Min. Verfügbar bis 16.09.2026 WDR Online


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