Kreis Viersen macht Platz für Radler, drosselt dafür das Tempo für Autos 02:37 Min. Verfügbar bis 05.06.2024

Kreis Viersen macht Platz für Radler, drosselt dafür das Tempo für Autos

Stand: 05.06.2023, 19:43 Uhr

Der Kreis Viersen plant auf vielen seiner kreiseigenen Landstraßen ein Tempolimit von 70 Kilometern pro Stunde. Das soll die Sicherheit für Radfahrer erhöhen. Ein Stimmungsbild vom Straßenrand.

Hilmar Rick wünscht sich sichere Radwege. | Bildquelle: WDR

Hilmar Rick fährt die meisten Strecken in seinem Alltag mit dem Fahrrad. Die Radwege im Kreis Viersen, so sagt er, seien in keinem guten Zustand und außerdem zu schmal. Für Radfahrer sei das Radeln entlang der Landstraßen deshalb kein Vergnügen: "Die Autos fahren einfach zu schnell und nehmen zu wenig Rücksicht auf die Fahrradfahrer."

Radwege erfüllen nicht die aktuellen Standards

Außerhalb geschlossener Ortschaften will der Kreis Viersen deshalb jetzt das Tempo für Autofahrer von 100 Kilometern pro Stunde auf 70 Kilometern pro Stunde reduzieren. Betroffen sind Landstraßen, an denen parallel ein Radweg entlang führt, der durch ein Mittelbankett von der Fahrbahn abgetrennt ist.

Der Grund für das geplante Tempolimit ist die Verkehrssicherheit für Radfahrer. Nach einer Richtlinie, die 2012 eingeführt wurde, müssen Radwege eine Mindestbreite von 2,50 Meter haben. Doch das erfüllen viele der Bestandsradwege nicht, so das Amt für digitale Infrastruktur und Verkehrsanlagen unter der Leitung von Christian Böker. Deswegen sollen die Wege nun ausgebaut werden, so Böker.

Verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung

Die Kreisverwaltung informierte die Politik über die Pläne im Kreisbauausschuss. Um die Sicherheit der Radfahrer zu gewährleisten, hat Bökers Amt verschiedene Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Zum einen könnte der Radweg von der Straße weg nach außen durch die Nutzung des Außenbanketts verbreitert werden. Allerdings sind diese Banketts häufig mit Bäumen bepflanzt, die nicht auf Kosten der Radwege gefällt werden sollen. Eine Verlegung der Radwege fällt auf Grund fehlender Flächen weg.

Die bauliche Trennung zwischen Fahrbahn und Radweg durch beispielsweise Schutzplanken sei zwar eine Option, allerdings wirke diese sehr massiv und sei kostenintensiv, heißt es in der Beschlussvorlage. Deutlich günstiger und einfacher sei es vielmehr, wenn der Schutzstreifen zu den fahrenden Autos schmaler gemacht würde. Das ginge, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 70 Kilometern pro Stunde herabgesetzt werden würde.

Autofahrer reagieren gemischt

Peter Scholz hält Radfahrer für eine Behinderung im Verkehr. | Bildquelle: WDR

Die Pläne kommen aber nicht überall gut an. "Ein Tempolimit bringt den Verkehr zum Erliegen", meint Peter Scholz. Er fährt gerne Auto und sieht die Radfahrer als Behinderung im Straßenverkehr. Für Autofahrer sei das Tempolimit eine Einschränkung, sagt er.

Doch die Meinungen sind gemischt. Andere Autofahrer sehen das Tempolimit gelassen: "Mir persönlich würde 70 völlig reichen, ich muss hier nicht 100 fahren. Hier sind Kurven, hier sind Einmündungen, das sind einige gefährliche Stellen", so das Ehepaar Emrich.

Umbau der Radwege erfolgt schrittweise

Verbreitert werden die Radwege nach und nach im Zuge der regulären Sanierungsmaßnahmen. Dann greift auch das geplante Tempolimit an den entsprechenden Streckenabschnitten.

Kreis Viersen: Tempo 70 auf Landstraßen wegen Fahrradwegen 00:42 Min. Verfügbar bis 09.06.2024

In anderen ländlichen Kreisen wie Kleve oder Wesel ist der Umbau von Radwegen an Landstraßen kein Thema. Dort seien die Radwege bereits dem Standard angepasst.