Superhelden: Weshalb sie uns in Krisenzeiten so faszinieren

Ob im Kino, in Serien oder Heften - die Faszination für Comic-Superhelden ist ungebrochen. Überall auf der Welt verfolgen Menschen die fantastischen Geschichten von Batman, Wonder Woman, Thor, Hulk, Catwoman, Spider-Man, Superman oder Captain America. Jetzt widmet sich das NRW-Forum Düsseldorf diesen "Superheroes". Die Ausstellung mit dem gleichnamigen Titel läuft noch bis 11. Mai 2025.

Kulturwissenschaftler: Grundvertrauen in jene, die Gutes tun

In unseren krisenreichen Zeiten sei diese Faszination für Comic-Superhelden besonders bemerkenswert, findet Kulturwissenschaftler, Autor und Poetry Slammer Bernard Hoffmeister. Es zeige, dass viele Menschen offenbar eine "Art Grundvertrauen" in jene aufbringen, die der Gesellschaft Gutes tun, sagt er dem WDR. 

"Interessant" daran sei vor allem, dass Superhelden nicht demokratisch gewählt seien. Stattdessen hätten sie ihre Superhelden-Kräfte durch Experimente, Zufälle oder wie im Fall von Batman schlichtweg durch finanzielle Mittel erlangt. Trotzdem vertraue man diesen Weltverbesserern.

Nach Ansicht von Hoffmeister sagen sich offenbar viele Menschen: "Okay, wenn die Macht nur in den richtigen Händen ist, dann kann vielleicht auch alles gut werden."

Eine "fast schon sozialdemokratische Idee"

"Dahinter scheint die fast schon sozialdemokratische Idee zu stehen, dass Macht in den richtigen Händen eben nicht korrumpierbar macht und es den guten Anführer tatsächlich geben kann", sagte Hoffmeister dazu auch im Juni bei Deutschlandfunk Kultur. "Der Glaube an die gutmeinenden Superhelden nährt sich aber auch aus der Einsicht, dass so viel Handlungsfähigkeit in den krisenhaften Demokratien nicht mehr realisierbar erscheint."

Identifikation mit Superhelden, weil sie Außenseiter sind?

Beliebt sind Comic-Superhelden nach Ansicht von Hoffmeister auch deshalb, weil sie "als Außenseiter" gesehen werden. "Spiderman ist zum Beispiel jemand, der in der Schule gemobbt wird und nicht wirklich gemocht wird", sagt der Comic-Kenner im WDR-Interview. Captain America sei ein "sehr schwächlicher Junge" gewesen. Er habe seinem Land nicht dienen können, weil er für die Armee ungeeignet gewesen sei, so die Erzählung.

"Darüber können sich viele identifizieren - über eine Geschichte, dass Menschen, die es vielleicht gar nicht so einfach hatten, dann auf einmal durch einen Zufall oder durch andere Gegebenheiten zu mehr Macht kommen", so Hoffmeister.

Hoffmeister: Superhelden letztlich "alltagsuntauglich"

Der Kulturwissenschaftler mit Lehraufträgen an der Uni Düsseldorf macht sich nichts vor: "Im Endeffekt sind wir ja selbst gefragt im ganz banalen Alltag." Der Glaube an Superhelden sei letztlich völlig "alltagsuntauglich". Denn kein Mensch werde durch irgendeine Technik oder einen Spinnenbiss zu Superhelden-Kräften kommen. 

Aber dieser Glaube und diese fantastischen Comic-Erzählungen böten eben ein bisschen Eskapismus, also eine Auszeit aus der Krisenstimmung und den Anstrengungen des Alltags. Aber nicht nur das, sagt Hoffmeister. Sie böten auch - "das mag vielleicht ein bisschen altbacken sein" - ein Stück Hoffnung.

Auch Nachbau des Batmobils in Ausstellung zu sehen

Die Düsseldorfer Ausstellung präsentiert unter anderem Comic-Hefte, Originalskizzen berühmter Zeichner, lebensgroße Skulpturen, Action Toys und Filmszenen. Auch ein Nachbau des Batmobil ist dabei. Insgesamt gibt es nach Angaben des Museums 1.600 Exponate.

In insgesamt elf Themenbereichen werde die Vielfalt des Genres präsentiert, von Mythen und Blockbustern über Manga und Anime bis hin zu Politik und Propaganda, so das NRW Forum. Dem in Düsseldorf geborenen Comic-Zeichner Nic Klein, einem von nur drei Marvel-Zeichnern in Deutschland, widmet die Ausstellung einen eigenen Raum mit seinen Originalzeichnungen für die Comicverlage Marvel und DC, darunter Hulk, Thor, Captain America oder Punisher.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichtete am 13.09.2024 um 18.45 Uhr auch die Aktuelle Stunde im WDR-Fernsehen.