Wetter: Große Regenmengen erwartet | Stefan Laps Aktuelle Stunde 12.09.2024 03:28 Min. UT Verfügbar bis 12.09.2026 WDR

Starkregen und Hochwasser: Was kommt da in den nächsten Tagen?

Stand: 12.09.2024, 21:29 Uhr

Warnungen vor Dauerregen versetzen nicht nur Österreich und Polen in Alarm. Über Flüsse können die Wassermassen für Hochwasser auch in Ostdeutschland sorgen.

Von Nina Magoley

Bei uns in NRW ist es frisch geworden - die morgendlichen Temperaturen lassen einen durchaus etwas frösteln. Zwar kommt hier und da auch die Sonne durch, dennoch stellt man leicht wehmütig fest: Der Sommer geht zuende. Immerhin: Die Wetterlage ist relativ ruhig.

In anderen Teilen Deutschlands und in angrenzenden Regionen herrscht dagegen regelrechte Anspannung: Dauerregen ist angesagt. Zunächst vor allem für das nördliche Österreich, das Grenzgebiet in Polen und Tschechien und auch die Bayerischen Alpen. Weil davon einige wichtige Flüsse betroffen sind, wächst auch in Ostdeutschland die Angst vor einem Hochwasser in den nächsten Tagen.

Dauerregen lässt Flüsse ansteigen

Für Teile Niederösterreichs rund um Wien hat der österreichische Wetterdienst die höchste Warnstufe ausgegeben: Von Donnerstag bis Dienstag sei mit ergiebigem Regen zu rechnen. Bei 120 bis 200 Millimeter Regen pro Stunde seien Überflutungen wahrscheinlich, Bäche und Flüsse könnten über die Ufer treten. Auch mit Behinderungen im Straßen- und Bahnverkehr müsse man rechnen.

Grafik | Bildquelle: WDR

In Polen wird in der Nähe der deutschen Grenze ebenfalls ab Donnerstag bis Montag vor "starken Regenfällen" und einem rasanten Anstieg der Flusspegel bis zur Alarmstufe gewarnt.

Dresden zittert nach Brückeneinsturz vor Hochwasser

Betroffen davon wäre auch die Oder, die von Polen nach Deutschland fließt. In der polnischen Region um Malczyce ist der Pegel der Oder seit dem frühen Donnerstagmorgen bereits erheblich gestiegen. Ab Freitag wird auch in Eisenhüttenstadt und später in Frankfurt an der Oder ein Anstieg der Pegel erwartet.

Auch der Pegel der Donau bei Passau steigt seit Donnerstag stetig an, ebenso Neisse und Spree. Für Gebiete in Sachsen, Brandenburg und entlang der Elbe einschließlich Dresden meldete das "Länderübergreifende Hochwasserportal" am Donnerstagabend bereits die erste Hochwasserstufe.

Furcht vor Hochwasser in Dresden | Bildquelle: imago

In Dresden wird seit Donnerstagabend unter Hochdruck der endgültige Abriss der eingestürzten Carolabrücke vorangetrieben. Der sogenannte Brückenzug C, der in der Nacht zum Mittwoch auf 100 Metern teilweise in die Elbe gestürzt war, sei akut einsturzgefährdet und könne nicht gehalten werden, erklärte die Feuerwehr. Die Zeit drängt: Das vorhergesagte Hochwasser würde die Gefahr eines weiteren unkontrollierten Einsturzes erheblich verschärfen.

Keine Hochwassergefahr in NRW

Für NRW besteht bislang keine Hochwassergefahr: Der Rhein ist vom Abfluss der Wassermassen aus Österreich, Polen und Tschechien nicht betroffen. Am Freitag wechseln sich hierzulande Sonne und Regen ab, am Wochenende bleibt es zwar kühl, aber trocken. Laut "Hochwasserportal.NRW" werden derzeit keine erhöhten Wasserstände gemessen.

Wie werden Regenmengen gemessen?

Wenn die Vorhersage am Donnerstag für Österreich bis zu 200 Millimeter Regen innerhalb von knapp fünf Tagen kalkuliert, dann entspricht das 200 Litern Regenwasser pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Deutschland fielen im gesamten Jahr 2023 im Durchschnitt 958 Liter Regen und Schnee auf den Quadratmeter. In NRW regnete es mit 1.220 Litern pro Quadratmeter übrigens deutlich mehr.

Grafik | Bildquelle: WDR

Während der Flutkatastrophe 2021, die durch heftige Regenfälle ausgelöst worden war, registrierte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) beispielsweise in Hagen an einer Station mehr als 241 Liter pro Quadratmeter Niederschlag in nur 22 Stunden. In Wuppertal wurden 151 Liter in 24 Stunden gemessen.

Beim Hochwasser in Süddeutschland Ende Mai dieses Jahres fielen laut Deutschem Wetterdienst innerhalb von vier Tagen im Schnitt 100 bis 200 Liter pro Quadratmeter, am Alpenrand lokal um 300 Liter - doppelt so viel wie in einem ganzen durchschnittlichen Monat.

Immer unterschiedliche Zeitbezüge

Richtig gut vergleichbar sind diese Regenmengen nicht, denn sie werden sowohl in den Vorhersagen der Wetterdienste als auch nach einem Starkregenereignis immer in unterschiedlichen Zeitbezügen angegeben. Das habe den einfachen Grund, dass manche Starkregenereignisse beispielsweise weniger als einen Tag dauern, andere dafür länger, erklärt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst.

"Bei den Unwetterwarnungen geben die Zeitangaben Aufschluss über die Bedrohlichkeit des Niederschlags", sagt Kirsche: Wenn 40 Liter pro Quadratmeter in 12 Stunden vorhergesagt werden, sei ein anderes Szenario zu erwarten, als wenn 90 Liter in 48 Stunden vorhergesagt sind. Für eine Einschätzung sei dann aber noch entscheidend, ob der Regen auf bereits nässegesättigten Boden fällt und abfließt oder ob der Boden trockener und damit noch saugfähig ist.

"Angesuppte" Mittelmeerluft bringt viel Wasser mit

Die Ursache für die jetzt erwarteten Regenmassen sei ein Zusammenprall von polarer Kaltluft mit nasswarmer Mittelmeerluft auf Höhe der französischen Mittelmeerküste, sagt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. Durch rekordwarmes Mittelmeerwasser sei die Luft dort "feucht angesuppt".

Das Ergebnis sei ein Tiefdruckgebiet, das südlich an den Alpen entlang weiter Richtung Osteuropa ziehen werde. Über dem Riesengebirge in Tschechien und Polen und über den Ostalpen regne sich dieses Tief dann massiv ab.

Ein kleiner Lichtblick: Durch die polare Kaltluft auf der Rückseite des Tiefs sinkt in den Alpen gleichzeitig die Schneefallgrenze, sodass oberhalb von etwa 1.200 bis 1.500 Metern der Regen als Schnee herunterkommt. Das bedeutet, dass ein Teil der Niederschläge nicht sofort in die Bäche und Flüsse fließt, sondern als Schnee zwischengespeichert wird.

Aber: "In Tateinheit mit stürmischem Wind wird es wahrscheinlich zu Schneebruch, Stromausfällen und Murenabgängen kommen", warnt Vogt. Und ab Montag wird es voraussichtlich wieder wärmer - die Schneefallgrenze steigt dann auf über 2.000 Meter. Dadurch wird ab Anfang der Woche mehr Schmelzwasser in die Flüsse kommen - und die Pegel zumindest noch hochhalten.

Unsere Quellen:

  • WDR-Meteorologe Jürgen Vogt
  • Österreichischer Wetterdienst
  • Polnischer Wetterdienst
  • Deutscher Wetterdienst
  • Hochwasserportal des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 12.09.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.