Startschuss für stationsbasiertes Carsharing in Bonn 02:45 Min. Verfügbar bis 05.09.2025

Startschuss für stationsbasiertes Carsharing in Bonn

Stand: 05.09.2023, 16:34 Uhr

Die Stadt Bonn baut ihr Carsharing-Angebot massiv aus. Sie plant insgesamt 73 Stationen, an denen man sich ein Auto leihen kann. Am Dienstag ist der offizielle Startschuss gefallen.

Eine der neuen Carsharing-Stationen gibt es ab sofort vor dem Frankenbad in der Bonner Nordstadt. Hier stehen bereits die ersten drei Autos, die man sich auf Zeit ausleihen kann: ein weißer Kastenwagen und zwei Kombis.

Für die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner ist Carsharing ein Schlüssel auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität: "Den neuesten Studien nach kann ein Carsharing-Auto den Pkw von vier bis zehn Bürgern ersetzen", sagte sie beim Startschuss vor dem Beueler Rathaus.

Ausbau des Carsharing-Angebots in Bonn
Ausbau des Carsharing-Angebots in Bonn | Bildquelle: WDR/ Christian von Stülpnagel

Carsharing an sich gibt es in Bonn seit 2014. Jetzt gibt es für die Autos von drei Anbietern aber eigens ausgewiesene Parkplätze in den verschiedenen Stadtteilen.

Sie sind groß durch Schilder ausgezeichnet. Insgesamt soll es bis Ende des Jahres über 70 solcher Stationen im Bonner Stadtgebiet geben, mit 155 Leihwagen im Angebot.

Eigene Parkplätze für ihre Wagen seien wichtig, heißt es von den Carsharing-Anbietern. Nur so funktioniere das Konzept, dass man die Autos an den Stationen verlässlich mieten kann.

Projekt stößt auch auf Kritik

Aber die für Carsharing-Autos reservierten Parkplätze stoßen nicht überall auf Begeisterung. Die Werbegemeinschaft Oberkassel etwa bemängelt, von der Stadt Bonn nicht in die Planung der Stellplätze eingebunden worden zu sein. Auf dem Marktplatz fehlten jetzt Parkmöglichkeiten für Gelegenheitsshopper.

Ausbau des Carsharing-Angebots in Bonn
Die Carsharing-Parkplätze sind beschildert | Bildquelle: WDR/ Christian von Stülpnagel

Vielen ist auch die Bedeutung der neuen Schilder mit dem Begriff "Carsharing" nicht bekannt. Eine Frau parkt ihren Privatwagen auf einem der Stellplätze. "Car kenne ich", sagt sie, angesprochen auf das Schild. Aber mit dem "Sharing" könne sie wenig anfangen.

Dabei drohen Falschparkern Knöllchen: 55 Euro, wenn man unbefugt einen Carsharing-Platz belegt. Behindert man ein anderes Fahrzeug kann sogar der Abschleppdienst gerufen werden.

Parkdruck in Bonn wächst

Anwohner rund um die neuen Stationen sehen das Projekt kritisch. Sie fordern Ersatz für die wegfallenden Parkflächen. Auch der ADAC hat Bedenken.

Helmut Wiesner, Stadtbaurat in Bonn, setzt dem entgegen: "Die 155 Carsharing Autos haben das Potenzial, bis zu 1500 Private Pkw zu ersetzen. So schaffen wir sogar mehr Platz für die übrigen Autos in der Stadt." Gleichzeitig gibt er zu: "Verkehrswende kann aber nicht heißen, jeden wegfallenden Parkplatz zu kompensieren."

Diskussionen um Parkplätze

Über den Mangel an Parkplätzen wird in Bonn schon länger diskutiert. Denn auch durch Fahrradstraßen fallen in der Stadt rund 700 Parkplätze weg.

Erst vor wenigen Wochen haben die IHK und die Handwerkskammer eine große Kampagne gestartet. Sie fordern, bei der Verkehrswende mehr Rücksicht auf das Auto zu nehmen und unter anderem mehr Parkfläche in Bonn für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten.