2.000 Menschen starben, tausende weitere verloren ihre Wohnungen und ihr Hab und Gut. Die Bomber der alliierten Luftwaffe kamen am Mittag. Nur zwanzig Minuten hat es gedauert, um Solingen zu zerstören.
Günter Hindrichs war damals 14 Jahre alt. Heute ist er in Solingen als bedeutender Sammler von Briefmarken bekannt. Vor 80 Jahren war der Jugendliche Luftschutzmelder, fuhr mit dem Fahrrad durch Trümmer.
Kindheit im Krieg
Krieg war Alltag, aber den 5. November 1944 hat er nie vergessen. Günter Hindrichs erinnert sich: "Wir saßen kaum am Essen, da kamen wieder die Durchsagen, da ging das wieder in den Keller, wieder dasselbe Theater, wieder eine halbe Stunde, bis die weg waren."
Als die Bomber abgedreht haben, trauen sich die Menschen nach und nach aus ihren Schutzräumen. Unter ihnen Günter Hindrichs. Ein Blick aus dem höher gelegenen Merscheid zeigt ihm: die Stadt seiner Kindheit gibt es nicht mehr.
Tragischer Moment der Solinger Stadtgeschichte
Die Zeitzeugen sterben aus. Aber ihre Erinnerungen und viele Dokumente sammelt das Solinger Stadtarchiv. Der Leiter Ralf Rogge hat Sonderbände zur Geschichte des Krieges in Solingen veröffentlicht.
"Das ist einer der tragischsten Momente der Stadtgeschichte, weil ja die gesamte Innenstadt vernichtet worden ist und ein Jahrzehnt nicht klar war, was wird denn jetzt? Also ein Jahrzehnt Trümmerwüste."
Angriffe gegen die Zivilbevölkerung
Die Bombenangriffe 1944 auf Solingen und viele andere Städte hatten ein bestimmtes Ziel: Die Menschen nach und nach gegen die Nationalsozilisten aufbringen und so den Weltkrieg beenden.
Ralf Rogge: "Das war die Strategie der Alliierten, und sie hatten dann die Möglichkeiten ab 1943, das waren Angriffe auf die Zivilbevölkerung. Ob das erfolgreich war? Viele Historiker neigen zu der These, dass man damit die Widerstandskraft gegen das NS-Regime geschwächt hat."
Evangelische Kirche erinnert an den Jahrestag
An die schwärzeste Zeit der Stadtgeschichte hat auch die evangelische Kirche in Solingen erinnert. Für sie geht es bei solchen Gedenkfeiern immer auch um die Gegenwart. Die evangelische Kirche mahnt: "Auch dort gibt es Kinder, die diese Kriege und die Gewalt niemals loslassen werden."
Quellen:
- Gespräche und Interviews mit Zeitzeugen und dem Stadtarchiv Solingen
Über dieses Thema berichtete der WDR am 05.11.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit Bergisches Land.