Mutmaßlicher Reichsbürger in Düsseldorf vor Gericht Lokalzeit aus Düsseldorf 04.06.2024 01:29 Min. Verfügbar bis 04.06.2026 WDR Von Manuela Klüppel

Mutmaßlicher Reichsbürger in Düsseldorf vor Gericht

Stand: 04.06.2024, 14:46 Uhr

Der 49-Jährige soll sich der rechtsterroristischen "Kaiserreichsgruppe" angeschlossen und deren gewaltsame Umsturzpläne unterstützt haben. Am Dienstag ist vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf der Strafprozess gegen ihn gestartet.

Von Martin Höke

Zum Auftakt verzichtete Marc G. darauf, sein Gesicht hinter einer Mappe zu verstecken und nickte freundlich den Fotografen zu. Auf Nachfrage des Richters, ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle, verwies Marc G. auf seine Verteidiger. Die kündigten an, dass ihr Mandant, der zuletzt als Haustechniker tätig war, am morgigen Verhandlungstag ausführlich aussagen werde.

Anklage: Gewaltsamer Umsturz geplant

Die Vertreterin der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm Mitgliedschaft in einer inländischen Terrorvereinigung sowie die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens gegen die Bundesrepublik Deutschland vor. Außerdem solle er illegal mehr als 50 sogenannte Polen-Böller gehortet haben.

Über eine Veteranengruppe beim Messenger-Dienst Telegram habe Marc G. die Umstürzler kennengelernt. Laut Anklage plante die sogenannte "Kaiserreichsgruppe" einen gewaltsamen Umsturz der freiheitlich-demokratischen Ordnung in der Deutschland.

Rädelsführer in Thüringen und Mettmann getroffen

Der Heiligenhauser soll sich der Gruppe spätestens im März 2022 angeschlossen haben. Am 19. März, so Staatsanwältin Isabel Booz, habe Marc G. in Thüringen an einem Treffen des Führungszirkels der Gruppe teilgenommen und den Plan zu einem gewaltsamen Umsturz gekannt und gebilligt. Ein weiteres Treffen habe es am 3. April auf einer Autorastplatz beim Mettmann gegeben.

Verdeckte Ermittler eingeschleust

Wie es in der Anklage heißt, hatten die Staatsschützer aus Rheinland-Pfalz die Umstürzler schon länger auf dem Schirm und offenbar auch verdeckte Ermittler eingeschleust. So wussten die Fahnder auch von Waffenkäufen in großem Stil.

Stromversorgung lahmlegen und Lauterbach entführen

Die Gruppe plante laut Anklage die bundesweite Stromversorgung mit Sprengstoffanschlägen wochenlang lahmzulegen. Dann sollte Gesundheitsminister Lauterbach entführt werden.

Im folgenden Chaos wollte die Gruppe, die organisatorisch in einen administrativen und einen militärischen Arm unterteilt war, einen autoritären Staat wie das Deutsche Reich von 1871 errichten.

Der Angeklagte sollte eine führende Rolle spielen. Ihm sollte laut Anklage der Raum Aachen übertragen werden.

Festnahme Mitte Oktober

Mitte Oktober wurde der 49-Jährige festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Im laufenden Verfahren hat der Mann zu den Vorwürfen geschwiegen.

Bundesweit Prozesse gegen Umstürzler

Bundesweit müssen sich aktuell mehrere Mitglieder der Gruppe vor den verschiedenen Oberlandesgerichten in Koblenz, Hamburg und München verantworten. Als Zeuge soll der Heiligenhauser in den Prozessen ausgesagt haben, dass er die Umsturzpläne der Gruppe nicht gebilligt habe und die Treffen mit den Rädelsführern der "Vereinten Patrioten der Kaiserreichgruppe“ nur privat gewesen seien. Für den Prozess sind bis Mitte September 20 Verhandlungstage angesetzt.

Unsere Quellen:

Über das Thema berichtet die Lokalzeit aus Düsseldorf am 04.06.2024 auch im Radio auf WDR 2 und im Fernsehen.