Judith Portz war mittendrin, als die Flut kam. "Ringsum war Wasser. Es war schrecklich", erinnert sie sich heute. In den Monaten danach geriet sie immer mehr in ein seelisches Tief, weinte oft und hatte panische Angst, wenn wieder Regen kam.
Dann traf sie Michael Mönks. Er merkte sofort, dass etwas nicht mit ihr stimmte und vermittelte sie an eine Kollegin vom Netzwerk Psychosoziale Hilfe Bad Münstereifel.
Ehrenamtler helfen bei seelischen Problemen
Er sei eigentlich "Mental-Trainer" und "Glücks-Coach", sagt Michael Mönks. Mit traumatischen Erlebnissen hat er beruflich schon oft zu tun gehabt. Nach der Hochwasserkatastrophe merkte er schnell, dass die Menschen seelische Unterstützung brauchen, um die Fluterlebnisse zu verarbeiten.
Zusammen mit Psychotherapeuten, Seelsorgern oder Heilpraktikern aus Bad Münstereifel gründete er die Psychosoziale Hilfe. Bis heute arbeiten sie ehrenamtlich und haben schon weit über 1000 Gespräche geführt.
"Gehirn umprogrammieren"
Judith Portz haben ein paar intensive Gespräche geholfen, im Alltag besser klarzukommen. "Die Angst vor dem Regen ist nicht weg, aber ich kann damit umgehen," sagt sie heute. Sie habe gelernt, Regen nicht immer nur mit der Flut in Verbindung zu bringen.
"Das Gehirn kann sozusagen umprogrammiert werden, wenn man sich ganz andere, positive Momente im Regen verschafft", erklärt Michael Mönks: Musik hören, Spaziergänge oder mit Kindern im Regen Fußball spielen.
Niederschwelliges Angebot, vertrauliche Gespräche
Wichtig bei dem Angebot der Psychosozialen Hilfe sei vor allem, dass das Angebot so niederschwellig ist. Man braucht keine Überweisung, meistens auch keinen Termin. Am Rande der Innenstadt stehen zwei Container für vertrauliche Gespräche.
"Wenn wir merken, dass jemand ernsthafte Probleme hat, vermitteln wir die Person an eine Klinik oder Praxis", schränkt Michael Mönks ein. Dann reicht das ehrenamtliche Angebot nicht aus.
Judith Portz ist jedenfalls sehr dankbar für diese Hilfe. "Die haben das so liebevoll und einfühlsam gemacht." Bald beginnt sie ein Praktikum in einem Kindergarten. Für sie ein wichtiger Schritt in ein neues Leben nach der Flut.