Priester zeigen Kölner Kardinal Woelki an

Stand: 02.09.2022, 19:05 Uhr

Drei Priester aus NRW und Bayern haben gegen Kardinal Woelki Strafanzeige wegen des Verdachts eingereicht, der Erzbischof habe in einem Gerichtsverfahren eine falsche eidesstaatliche Versicherung eingereicht.

Die Anzeige eines Pfarrer aus Hamm und zwei seiner Kollegen aus Bayern gegen den 66-jährigen Kardinal Rainer Maria Woelki ist ein weiterer Tiefpunkt einer bereits seit zwei Jahren andauernden Vertrauenskrise im Kölner Erzbistum.

Es geht um den Umgang des Erzbischofs mit dem inzwischen verstorbenen mutmaßlichen Missbrauchstäter und früheren Chef der Sternsinger Winfried Pilz. Woelki hatte in einem Verfahren gegen die Bildzeitung und einen Kirchenrechtler eidesstattlich versichert, sich erst Ende Juni mit den Vorwürfen sexualisierter Gewalt gegen den früheren Sternsinger-Chef befasst zu haben.

Was wusste Woelki?

Der Deutschlandfunk und die Zeit Beilage "Christ und Welt" hatten berichtet, dass bereits Anfang Mai vom Büro des Erzbischofs ein Termin mit einem mutmaßlichen Missbrauchs Opfer vereinbart wurde. Schlussfolgerung: Woelki könne vorher Bescheid gewusst haben und somit eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben haben.

Erzbistum: "Verdacht ist absurd"

Das Erzbistum weist das heute auf WDR Anfrage erneut zurück. Wörtlich heißt es:  "Der Verdacht gegen den Kölner Erzbischof, eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben zu haben, ist geradezu absurd." Termine für den Erzbischofs mit Missbrauchsopfern würden ohne Abstimmung mit ihm gemacht, da jeder der Betroffenen einen Termin bekomme, der das wolle.

Das Erzbistum teilt weiterhin mit:  "Kardinal Woelki hat erklärt, dass er erst Ende Juni von dem Verdacht gegen den verstorbenen Msgr. P. erfahren habe. Das ist exakt im Einklang mit den tatsächlichen Abläufen: Am 24. Juni wurde der Kardinal durch den damaligen Generalvikar erstmalig darüber informiert, dass es einen Verdacht zu P. gibt und öffentliche Aufrufe an mögliche Betroffene erfolgen werden."

Die drei Pfarrer glauben das aber nicht und sie glauben auch nicht, dass das Bistum selbst unabhängig aufklärt. Deshalb soll die Staatsanwaltschaft jetzt ermitteln, ob Woelki im Verfahren die Wahrheit gesagt oder gelogen hat.

Ob sich am Ende tatsächlich die Staatsanwaltschaft mit dem Fall befassen wird, kann erst nach Eingang der schriftlichen Anzeige geprüft werden, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer dem WDR mit. Sollten sich Anhaltspunkte für einen Anfangsverdacht ergeben, werde dem Erzbischof rechtlich Gehör gewährt werde.

Über dieses Thema berichten wir auch in der WDR Lokalzeit im Hörfunk und in der WDR Lokalzeit aus Köln um 19:30 im WDR Fernsehen.