Muslimisches Opferfest beginnt

Aktuelle Stunde 16.06.2024 13:48 Min. UT Verfügbar bis 16.06.2026 WDR Von Thomas Kramer

Gebet im Freien zu Beginn des islamischen Opferfestes

Stand: 16.06.2024, 20:30 Uhr

Es ist eine Tradition in Wuppertal, dass eine muslimische Gemeinde den Beginn des islamischen Opferfestes im Park feiert. Zum gemeinsamen Gebet kamen am Sonntagvormittag mehrere tausend Menschen.

Von Georg Lembeck

Die vielen Familien, die schon vor acht Uhr am Morgen in die Parkanlage Hardt in Wuppertal ziehen, haben sich fein gemacht für das Gebet. Viele Männer und Frauen tragen traditionelle Gewänder, zum Teil ganz in weiß.

Es ist das höchste Fest im Islam, das Opferfest. Eid ul-Adha oder Eid al-Adha wird es genannt. In der Türkei auch Kurban Bayrami. Hier aber sind vor allem Muslime marokkanischer Herkunft dabei, sagt Samir Boaissa von der Abu-Bakr-Moschee. "Aber auch Gläubige aus Schwarzafrika. Weil hier in Arabisch gepredigt wird, kommen nur ganz vereinzelt auch türkische Muslime."

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Gläubige beim Opferfest in Wuppertal

Gläubige beim Opferfest in Wuppertal

Schon kurz vor acht erschallen erste Gesänge aus großen Lautsprechern, die in der gesamten Parkanlage zu hören sind. Auf einer großen Wiese hat die Moschee-Gemeinde riesige Planen ausgebreitet. Dort versammeln sich in den vorderen Bereichen die Männer und sitzen dort vor bunten Gebetsteppichen, die jeder hier mitgebracht hat. Im hinteren Bereich beten die Frauen zusammen mit ihren Töchtern und kleineren Söhnen. Ihnen allen ist anzusehen: Dies ist ein besonderer Tag.

Großer Andrang am hohen Festtag

Mehrere tausend Gläubige sitzen auf  einer Wiese auf der Hardt in Wuppertal

Gemeinsames Gebet zum Beginn des Opferfestes

"Dass wir hier im Freien beten, das hat seinen Ursprung in Marokko," so Samir Boaissa. "Da beten die Gläubigen auch an öffentlichen Plätzen. Wohl auch, weil die Moschee an diesem Tag zu klein ist. Das ist wie an Weihnachten bei den Christen, da sind die Kirchen auch immer sehr voll."

Imam erinnert an Ibrahims Probe

Mit dem Opferfest soll Prophet Abraham geehrt werden. Er gilt auch im Judentum und Christentum als gemeinsamer Stammvater. Im Koran wird er Ibrahim genannt und wurde nach der Überlieferung von Allah auf die Probe gestellt. Ibrahim soll bereit gewesen sein, Gott seinen Sohn zu opfern. Weil Allah das Vertrauen Ibrahims erkannte, soll er das Opfer im letzten Moment gestoppt haben. Laut Überlieferung wurde stattdessen ein Widder geopfert.

Gläubige Muslime knien und beten unter freiem Himmel

Verneigung in Richtung Mekka

Auch daran erinnert der Imam in Wuppertal. Gemeinsam verneigen sich die Gläubigen im Stehen, gehen gleichzeitig auf die Knie, verbeugen sich in Richtung Osten. Dann nur eine kurze Predigt, danach wieder Gesänge und Gebete. Nach einer Stunde packen die Gläubigen ihre Teppiche wieder zusammen und ziehen ihre Schuhe wieder an. Den Kindern, die hier eine Stunde ruhig sein müssen, merkt man an, dass sie sich schon auf später freuen. Dann gibt es nämlich vielleicht kleine Geschenke.

Lamm- oder Schaffleisch

Zur Tradition gehört, dass in der Familie weiter gefeiert wird. Oftmals wird dabei Lamm oder Schaf gereicht, das nach Regeln des Islam und unter strenger Aufsicht eines Veterinärs geschlachtet wird. Einen Teil davon sollen Bedürftige erhalten.

Für alle, die hier diesmal in Wuppertal feiern, ist es ein besonderes Opferfest. Und zwar, weil das Fest in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt – und niemand hier heute extra Urlaub anmelden musste. Eigentlich dauert das Fest ja vier Tage. Solange feiert hierzulande jedoch niemand, so Samir Boaissa von der Abu-Bakr-Moschee. "Ab morgen wird wieder ganz normal gearbeitet."

Quellen:

  • Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtete der WDR am 16.6.2024 auch im Fernsehen, in der Aktuellen Stunde.