Der Düsseldorfer Stadtrat hat am Donnerstagnachmittag entschieden, einen Opern-Neubau auf dem früheren Kaufhof-Gelände am Wehrhahn zu planen zu und bauen. Dafür muss auch erst das Grundstück gekauft werden, was ebenfalls beschlossen wurde, allerdings im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung.
Überraschender Kurswechsel
Ursprünglich sollte eigentlich der Architekturwettbewerb für den bisher geplanten Standort am Hofgarten auf den Weg gebracht werden, ebenso der Bau einer Übergangsspielstätte für rund 75 Millionen Euro. Das ist jedoch hinfällig, nach dem für viele überraschenden Kurswechsel der Stadtspitze Anfang der Woche.
Stadt will mit neuem Standort mehrere Kritikpunkte lösen
"Ein Neubau am Wehrhahn ist eine deutliche städtebauliche Aufwertung des Quartiers", erklärte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) in der Ratssitzung. Das Großprojekt sei dort deutlich wirtschaftlicher, weil die Stadt in eigenes Vermögen investiere. Außerdem seien dort Synergien mit anderen Einrichtungen möglich, etwa der Clara-Schumann-Musikschule.
Entscheidend für den Kurswechsel war die Insolvenz des umstrittenen Signa-Eigentümers René Benko, dem das Wehrhahn-Grundstück gehört. So kann die Stadt die Fläche nun vergleichsweise günstig erwerben. "Das ist eine einmalige Chance, die müssen wir nutzen", betonte CDU-Planungsexperte Alexander Fils.
Grüne kritisieren fehlende Finanzierung
Kritik kam in der erwartet kontroversen Debatte, die fast zwei Stunden dauerte, von den Grünen. "Es gibt von ihnen keine Aussagen, wie dieses Milliardenprojekt finanziert werden soll", so Bürgermeisterin Clara Gerlach. Die Stadt müsse auch Brücken sanieren, den ÖPNV ausbauen oder die Energieversorgung sichern. "Eine Zustimmung zum jetzigen Zeitpunkt ist für uns unverantwortlich."
Auch die Linken gingen hart mit dem Großprojekt ins Gericht. Fraktionssprecherin Julia Marmulla bezweifelte, ob eine neue Oper überhaupt das Richtige für das dortige Quartier wäre. Weil die Stadt aufgrund des kurzfristigen Standortwechsels und dem geplanten Grundstückskauf nicht alle Ratsgremien ordnungsgemäß informiert habe, will die Fraktion eine Klage gegen die Stadt prüfen.
Protestaktion der Linken gegen "Milliarden-Oper"
Bereits vor der Ratssitzung machten die Linken mit einer Protestaktion vor dem Rathaus ihre Kritik an den Plänen der Stadt deutlich. Dort konnten Passanten symbolisch eine Milliarden-Oper per Stimmzettel ablehnen.
Die Partei führt eine repräsentative Umfrage in ihrem Auftrag ins Feld, nach der zwei Drittel der Düsseldorfer einen Opern-Neubau ablehnten und fordert deshalb einen Bürgerentscheid dazu im kommenden Jahr.
Oberbürgermeister: Kein Verzug im Zeitplan
Der kurzfristige Standortwechsel soll den Gesamtzeitplan für eine neue Oper aber nicht verzögern, erklärte OB Keller. Eine Fertigstellung sei nach wie vor bis spätestens 2034 geplant.
Bis dahin will und muss die Stadt nochmal verstärkt in die Instandhaltung des jetzigen, baufälligen Opernhauses investieren, damit der Spielbetrieb überhaupt weiterlaufen kann. Bei den Mitarbeitern der Oper stößt der neue Standort jedoch auf großen Zuspruch. Viele freuten sich endlich über eine klare Perspektive, wie es nun weitergehe, hieß es aus der Opernleitung.
Unsere Quellen:
- Stadt Düsseldorf
- Grüne Ratsfraktion
- Ratsfraktion Linke
- Deutsche Oper am Rhein
- WDR-Reporter vor Ort