Neues Schulungszentrum in Gangelt: Mit Selbstbewusstsein in die Pflege

Lokalzeit aus Aachen 17.09.2024 03:05 Min. Verfügbar bis 17.09.2026 WDR Von Thomas Wenkert

Neues Schulungszentrum in Gangelt: Mit Selbstbewusstsein in die Pflege

Stand: 18.09.2024, 09:53 Uhr

In Gangelt können Pflege-Azubis den Stresstest für ihren beruflichen Alltag machen - mit einer vollautomatischen Pflegepuppe.

Von Thomas Wenkert

Alex heißt die Puppe, heute stellt sie eine weibliche Patientin dar. Sie kann ihre Augen bewegen, man sieht wie sie atmet. Alles wirkt auf den ersten Blick sehr echt. Leoni Lehmann betritt das Krankenzimmer, als ob sie auf einer richtigen Station wäre.

Zwei erfahrene Pflegekräfte sitzen vor einem Bildschirm

Die Stimme kommt aus dem Nebenraum

Mit einem “Hallo” begrüßt die 27-Jährige Alex. Sie fragt nach dem Befinden und bekommt auch eine Antwort. “Es geht. Ich habe schon auf Sie gewartet”, sagt Alex. Die Stimme kommt übrigens aus einem Nebenraum – dort sitzt heute eine Pflegerin, die der Pflegepuppe ihre Stimme leiht.

Auszubildenden haben weniger Angst

Leoni, die in den vergangenen Jahren bei der Kölner Drogenhilfe gearbeitet hat, misst den Blutdruck ihrer Patientin. Alles wie auf einer richtigen Station. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied. Hier dürfen sich die Auszubildenden einen Fehler leisten, ohne dass dies Folgen für eine Patientin hat.

Das ist schon wichtig. Auf jeden Fall. Hier darf man Fehler machen, ohne das man jemanden gefährdet”, sagt Leoni, die erst im April mit ihrer Ausbildung zur Pflegerin begonnen hat. Dieses Üben, sagt sie später, gibt ihre Sicherheit im Umgang mit den Patienten auf richtigen Stationen.

Fehler werden sofort angesprochen

In dem nachgestellten Patientenzimmer werden aber nicht nur Pflegesituationen geübt. Hier steht auch ein Bett mit einem kleinen Nachtschränkchen, ein Teppich liegt davor. Hier werden Gesprächssituationen geübt. Wie gehen die Auszubildenden zum Beispiel auf ältere Menschen ein, die ihnen etwas aus ihrem Leben erzählen.

Hier ist natürlich die Empathie wichtig, dass Zugehen auf den Patienten. “Hier können die ja – zumeist – jungen Auszubildenden ihre Scheu abbauen. Es besteht ja immer eine gewisse Hemmschwelle, wenn man einen neuen Menschen kennenlernt”, sagte die erfahrenen Coachs.

Geschützter Raum für Auszubildende

Ein solches Patientenzimmer und eine solche Pflegepuppe haben viele Vorteile – nicht nur für die Frauen und Männer, die jetzt schon ihre Ausbildung machen. Ein solche Übungsmöglichkeit kann auch genutzt werden, um Schulklassen von der Pflege zu begeistern. Mit der Puppe jeder mal testen, ob das etwas für ihn wäre.

Schließlich kann Alex vieles: Blut kann abgenommen werden, sie kann sich übergeben oder schreien. So wie ein richtiger Patient. “Wir schaffen einen geschützten Lernraum für die Leute. Sie können zum ersten Mal in Berührung gehen mit diesem Thema und sie können in diesem geschützten Raum auch mal Dinge probieren, die sie sonst am Bett natürlich nicht können”, sagt Regionalpflegedirektor Dominik Dautzenberg.

Pflege ist eine Berufung

Johannes Ant und ein Coach üben Plegetätigkeiten an der Puppe "Alex"

Johannes Ant, Auszubildender zum Pflegefachmann

Das trifft heute auf Johannes Ant zu. Der 21-Jährige soll zum ersten Mal an der Pflegepuppe einen Katheter legen. Auch er hat mit seiner Ausbildung erst im vergangenen Jahr gestartet. Er wirkt nervös. Ein Coach erklärt ihm alles – und mit viel Geduld schafft Johannes es.

Für ihn war nach dem Abitur sofort klar, dass er in einem sozialen Beruf arbeiten möchte. Nach einem halben Jahr im Freiwilligen Sozialen Jahr ist er dann in die Ausbildung gewechselt. Geprägt von seinem Elternhaus. “Meine Eltern sind Sozialarbeiter. Meine Familie arbeitet generell in der psychiatrischen Richtung. Mein Onkel ist Kunsttherapeut.”

Unsere Quellen:

  • WDR Reporter vor Ort
  • Regionalpflegedirektion Alexianer Zentrum für seelische Gesundheit, Aachen und Gangelt