Zwei Jahre nach Flut: NRW-Bauministerin besucht Handwerksbetriebe

Stand: 13.07.2023, 18:16 Uhr

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach hat anlässlich des zweiten Jahrestags der Flut betroffene Betriebe besucht. Viele kämpfen bis heute mit den Schäden.

Von Erik Butterbrodt

"Das Wasser stand 1,20 Meter hoch. Das ganze Firmengelände war überflutet." Handwerksmeister und Geschäftsführer Bruno Weber aus Rheinbach schildert gegenüber NRWs Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) eindrücklich, was damals vor sich ging – am 14. Juli vor zwei Jahren. "Vor allem habe ich mir um meine Mitarbeiter Sorgen gemacht. Einige waren selbst betroffen," sagt Weber.

Webers Bauunternehmen liegt mitten in einem Gewerbegebiet in Rheinbach, südwestlich von Bonn, direkt an der A61. Es war von der Flut unmittelbar betroffen. Das einzige Glück für Weber: die Schäden waren zu 95 Prozent versichert. Der Betrieb konnte weiterarbeiten.

Doch der 63-jährige Geschäftsführer hat jetzt beim Land noch Fluthilfegelder beantragt, um auch die restlichen Schäden bezahlt zu bekommen. "Das ist leider etwas kompliziert," gibt er der Ministerin mit auf den Weg.

Mehr als 3 Milliarden Euro Fluthilfe bewilligt

Bauunternehmer Bastian Boße im Gespräch mit der Ministerin in seiner Lagerhalle | Bildquelle: WDR / Butterbrodt

Die Bauministerin tourt den ganzen Vormittag durch den Süden NRWs, der besonders schwer von den Fluten betroffen war. Begleitet wird sie von Vertretern der Handwerkskammer Köln. Sie spricht mit Handwerkerinnen und Handwerkern in Rheinbach, Erftstadt und Euskirchen. Hier besucht sie auch die Innenstadt und die Marienschule.

"Mittlerweile haben wir 3,1 Milliarden Euro an Fluthilfegeldern bewilligt. Ein Drittel davon ging bislang an den Kreis Euskirchen", erzählt sie den Medienvertretern auf ihrer Tour.

Erftstadt: Schäden an Gebäuden und Unternehmen bis heute sichtbar

Auf der begegnet sie auch dem Bauunternehmer Bastian Boße in Erfstadt. "Ich hatte großes Glück. Ich konnte durch den Garten unserer damaligen Mietwohnung vor den Wassermassen fliehen. Andere mussten mit dem Hubschrauber gerettet werden."

"Es hat uns allen viel Kraft und Mut gegeben." Bastian Boße, Bauunternehmer

Seine Firma konnte Bastian Boße zwei Monate nicht führen: Die Lagerhalle war überflutet. "Viele Geräte waren kaputt. Hüfthoch stand das Wasser und nur ein Drittel des Schadens war versichert." Erst jetzt kommt Boße dazu, Fluthilfegelder zu beantragen. Die Frist für Unternehmen hat das Land bis zum 30. Juni 2024 verlängert. 

Bastian Boße zeigt der Bauministerin die Abbruchkante an der Blessemer Kiesgrube. Hier waren mehrere Häuser einfach eingestürzt. Die Schäden im Ort sind bis heute immens. Und doch bleiben die Menschen optimistisch. "Der Zusammenhalt in Erftstadt war beeindruckend. Er hat uns allen viel Kraft und Mut gegeben", sagt Boße.

 Euskirchener Innenstadt ist immer noch Baustelle

Bauministerin Ina Scharrenbach im Gespräch mit Stefanie Wolter | Bildquelle: WDR / Butterbrodt

In der Euskirchener Innenstadt trifft Ina Scharrenbach auf Stefanie Wolter. Die junge Frau macht eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. Mit ihren Kollegen arbeitet sie am Unterbau in der Fußgängerzone. Dort sollen neue Strom- und Glasfaserkabel verlegt werden.

Das Wasser stand hier fast einen Meter hoch. Die Ministerin dankt der Auszubildenden und den Handwerksbetrieben. Die hätten vielen Menschen und Unternehmen nach der Flut geholfen. So auch der Betrieb, in dem Stefanie Wolters lernt. 200 Mitarbeiter waren laut ihres Geschäftsführers zeitweilig im Wiederaufbau nach der Flut beschäftigt, 20 davon seien es bis heute.