Große Pause am Heinrich-Mann-Gymnasium in Köln-Volkhoven. Der Schulhof ist noch voller als sonst. Dicht gedrängt stehen nicht nur Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenhof, auch viele Eltern und Lehrer sind gekommen.
Denn auf dem Stundenplan steht am Dienstag: Protest. Protest gegen den maroden Zustand des Gymnasiums. Am Mittag gibt die Polizei grünes Licht: Schüler, Eltern und Lehrer gehen gemeinsam auf die Straße. Rund 2000 Menschen ziehen lautstark in Richtung Chorweiler.
Mehrere Toiletten gesperrt, andere total verdreckt
Die Zustände an der Schule sind desolat. Philipp Meise von der Schulpflegschaft des Heinrich-Mann-Gymnasiums in Köln ist sauer: "Es kann nicht sein, dass Kinder in der Mittagspause abgeholt werden, um zuhause zur Toilette zu gehen und anschließend von den Eltern wieder zur Schule gefahren werden", sagt er.
An dem Kölner Gymnasium sind mehrere Toiletten seit Wochen gesperrt - unter anderem, weil die Spülung nicht funktioniert. Die Toiletten, die noch funktionieren, seien so dreckig, dass die Schüler sie nicht benutzen wollen.
Gariy Maruntselu, Schülersprecher am Gymnasium, erzählt, er wollte in der 5. und 6. Klasse die Toiletten überhaupt nicht benutzen, weil die so "ekelhaft" seien.
Demo mit knapp 2.500 Menschen geplant
Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, denn nicht nur die Toiletten sind kaputt. Es gibt marode Leitungen, Wasserschäden, ein undichtes Dach und kaputte Technik in den Fachräumen.
Das sind Probleme, die nicht nur das Heinrich-Mann-Gymnasium hat: Deshalb haben sich am Dienstag für die Demonstration Eltern, Kinder und Lehrkräfte von insgesamt drei Kölner Schulen zusammengetan. Mit einer Kundgebung vor dem Bezirksrathaus endete der Protest.
Die Stadt müsse mehr tun, so Philipp Meise. Die Demonstration war nur ein weiterer Schritt im Zuge des Versuchs der Schulen, die Zustände zu verbessern.
Zu wenig Geld für Reinigung - Eltern werden aktiv
Aber das Problem ist kein lokales, denn in vielen Städten und Kreisen fehlt es an Geldern für die Schulen. An einer Düsseldorfer Grundschule versuchen Eltern nun diese Lücke mit eigenen Mitteln zu stopfen.
Für das restliche Schuljahr zahlen die Eltern der St. Rochus-Grundschule nun zehn Euro pro Kind, damit die Toiletten auch am Nachmittag ein zweites Mal gereinigt werden. Die Stadt zahlt nur eine Reinigung am Tag, für eine zweite reicht das Geld nach eigenen Angaben nicht.
Die Kinder fühlten sich unwohl, in der Schule die Toiletten zu benutzen. Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass sich bundesweit rund ein Drittel der Kinder wegen Unsauberkeit vor dem Gang auf die Schultoilette scheut. Befragt wurden Eltern mit schulpflichtigen Kindern.
Im Westen Deutschlands, also auch in NRW, sei die Problematik außerdem häufiger als beispielsweise in Bayern.
Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 15.05.2023 auch im WDR-Fernsehen und im Hörfunk auf WDR 2.