Schatzsucherende hämmern im Oberbergischen Lokalzeit aus Köln 02.10.2023 03:16 Min. Verfügbar bis 02.10.2025 WDR Von Daniel Gowitzke

Auf der Suche nach dem grauen Gold

Stand: 04.10.2023, 14:11 Uhr

Die Stadt Lindlar im Oberbergischen kam durch Grauwacke zu Wohlstand. Noch heute wird das Gestein in drei Steinbrüchen abgebaut – und lockt Schatzsucher an – große und ganz kleine.

Von Daniel Gowitzke

Schon von weitem sind ihre Hammerschläge zu hören. Fünf junge Schatzsuchende sind heute im Steinbruch hoch über Lindlar unterwegs: Mathilda, Charlotte, Julius, Ina und Tilda. Bei den Kindern herrscht Goldgräberstimmung, denn sie sind auf der Suche nach versteinerten Pflanzen. Mit dabei ist auch Papa Björn Bischof: "Theoretisch kann ja mit jedem Hammerschlag hier etwas auftauchen. Das fühlt sich an, wie eine echte Schatzsuche!"

Es ist eine Schatzsuche, die zurückführt in den Ur-Schlamm – rund 390 Millionen Jahre in die Vergangenheit. Urzeitliche Pflanzen und Tiere sind bis heute hier im Stein konserviert. Seelilien zum Beispiel oder Abdrücke von Muscheln oder Schnecken.

Eine Reise in die Vergangenheit

Stefan Blumberg hat selbst 30 Jahre lang hier im Steinbruch gearbeitet. Heute ist er Anfang 70 und führt Familien in die Geheimnisse der Fossilien ein. Mit viel Herzblut: "Eigentlich ist das doch schön, wenn man eine Arbeit hat, wo man Menschen etwas weitergeben kann. Ich kann Kinder dafür begeistern, dass sie was machen und den besonderen Stein dann auch nutzen."

"Ich hab das zwar noch nie gemacht – aber ich freu mich drauf!“

Jeden Tag bietet Stefan Blumberg die Führungen hier an, heute sind die Familien Winkelhag und Bischoff mit dabei. Beide Familien stammen aus dem Oberbergischen – im Steinbruch waren sie aber noch nie. Für den 14-jährigen Julius Bischof ein echtes Abenteuer: „Ich glaube, das wird ganz spannend! Mit Hammer und Meissel hier die Steine aufhauen. Ich hab das zwar noch nie gemacht – aber ich freu mich drauf!“

Erstmal geht’s aber in die Verarbeitungshallen. Riesige computergesteuerte Sägen zerteilen hier die Blöcke in die gewünschte Größe, Steine werden zum Beispiel zu Grabsteinen verarbeitet. "Hier wird alles ganz individuell gefertigt, so wie von den Kundinnen und Kunden bestellt: Ob Straßenpflaster für Altstädte, Wände in Flughafen-Lounges in Hamburg oder München oder Schotter für ICE-Bahntrassen - die Steine aus Lindlar werden in die ganze Welt ausgeliefert“, erzählt der Guide stolz.

"Ich wohne über 10 Jahre hier und ich merke grad: Ich weiß Garnichts." Björn Bischof

Papa Björn Bischof staunt: "Ich hätte nie gedacht, dass das so informativ ist und so großartig gemacht. Für die Kinder spannend und für uns natürlich auch. Ich wohne über 10 Jahre hier im Oberbergischen und ich merke grad: Ich weiß Garnichts."

Nur wenige Gehminuten später tut sich dann vor den Familien der gigantische Steinbruch auf: 80 Meter hoch ragen die Felswände in den Himmel. Ganz klein wirken die gelben Bagger vor dieser atemberaubenden Kulisse. Stück für Stück brechen die Maschinen Gesteinsbrocken aus dem Berg.

Mit Hammer und Meißel ins Abenteuer

Für die Schatzsuchenden beginnt hier der spannendste Teil des Tages: Sie dürfen nun selbst Fossilien entdecken. Mit Hammer und Meißel, Schutzbrillen und gelbem Helm auf dem Kopf wird gehämmert und geklopft.

Und tatsächlich: Hin und wieder geben die Steine Spuren der Urpflanzen frei. Aus einer Zeit, die Millionen Jahre zurückliegt. Stefan Blumberg hilft den Kindern – und zeigt ihnen, wo genau sie klopfen müssen und wie sie den Hammer am besten ansetzen: "Gerade Kinder überraschen mich immer wieder. Die haben die tollsten Funde."

Tolle Funde

Ina Winkelhag hält stolz ihre urzeitlichen Funde in der Hand: "Ich hab Fossilien gefunden, die sehen so aus. Hier, da sieht man sogar den Stängel von der Pflanze!" Am Ende des Tages haben beide Familien kleine Plastiktüten in den Händen – voll beladen mit Fossilien, die ihre Kinder im Steinbruch entdeckt haben. Die dürfen sie mit nach Hause nehmen – zur Erinnerung an den schönen Tag im Lindlarer Steinbruch.