Am Stand von Kamila Brand stehen kleine und große Kunden am Montagmittag Schlange. Viele warten darauf, die selbstgemachten Bonbons probieren zu können. Dass das heute wieder möglich ist, dafür ist die Verkäuferin der Lolli-Werkstatt sehr dankbar.
Denn bei der Räumung des Weihnachtsmarkts gestern habe sie ein mulmiges Gefühl gehabt: "Wir waren mittendrin in der Produktion der Bonbons und auf einmal hieß es: Wir müssen alles zu machen. Ich wusste am Anfang gar nicht warum." Grund für die Räumung war ein verdächtiger Koffer, der auf dem Weihnachtsmarkt am Heumarkt gefunden worden war.
Zwei Koffer mit Sand lösen Räumung aus
Der erste verdächtige Koffer war bereits am Samstag auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Rudolfplatz aufgetaucht. Inhalt des Koffers waren mehrere Kilo Sand. Bevor die Polizei Entwarnung geben konnte, musste der gesamte Weihnachtsmarkt geräumt werden.
Ein Tag später löste ein neuer Koffer auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Heumarkt einen Großeinsatz der Polizei aus. Auch hier konnte die Polizei am späten Abend Entwarnung geben. Wieder war im Koffer nur Sand. Trotzdem endete der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt frühzeitig - für Besucher und Aussteller.
Aussteller fürchten Umsatzeinbußen
"Ich war besorgt um die Menschen hier. Innerhalb von wenigen Minuten haben wir versucht, alles zuzumachen. Dann haben wir abgewartet, was passiert. Im Endeffekt waren wir froh, dass nichts Schlimmes vorgefallen ist," sagt Kamila Brand von der Lolli-Werkstatt "deshalb war mir in diesem Moment unser Verkauf auch nicht mehr wichtig."
Der Verkäufer Max Müller-Arnold hatte nach dem ersten Schock sehr wohl sein Geschäft im Kopf: "Natürlich bedeutet der Vorfall Umsatzeinbußen für uns. Vor allem, wenn die Besucher wegen der Angst nicht mehr auf den Weihnachtsmarkt kommen. Die Schausteller, die Essen verkaufen, müssen dann im Zweifel nach so einem Vorfall sogar Essen wegschmeißen."
Besucher wollen nicht auf Besuch verzichten
Die Besucher, die am Montag nach dem bewegten Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs waren, waren ebenfalls verunsichert. Trotzdem wollten sie sich die Freude nicht nehmen lassen:
"Es ist ein komisches Gefühl heute hier hin zu kommen. Aber es kann nicht sein, dass Andere die Macht über uns bekommen. Ich weigere mich, mein Leben so beeinflussen zu lassen," sagt Monika Lugt, die den Weihnachtsmarkt mit ihrer Tochter besucht. Sie wollte eigentlich schon gestern hier bummeln, wurde dann aber von der Polizei weggeschickt. Am Montag startet sie einen neuen Versuch.
Auch Christoph Gemein traut sich heute auf den Heumarkt: "Wegen der Koffer mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Wenn dann hätte ich Angst, dass jemand mit einem Messer unterwegs sein könnte." Allgemein scheinen die Besucher zwar vorsichtig zu sein. Trotzdem macht es den Anschein, als überwiege das Vertrauen in die Polizei.
Die Ermittlungen dauern an
Die Polizei sagte dem WDR heute, dass der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen hat. Der Verdacht: Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Im Fall einer Verurteilung könnten dem Schuldigen dann drei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe drohen. Wer für die Koffer verantwortlich sein könnte, ist aber noch nicht klar. Auch über das Motiv rätselt die Polizei.
Sicherheit bleibt wichtig auf dem Weihnachtsmarkt
Die Polizei wird die Sicherheitsmaßnahmen nach den Vorfällen nicht verstärken, sagte ein Sprecher dem WDR. Es werde auf großen Plätzen ohnehin auf die Videoüberwachung zurückgegriffen und es sei Personal vor Ort, uniformiert und in zivil.
Auch Rodney Ranz, der Betreiber des Weihnachtsmarkts am Heumarkt sagt: "Es gibt keine Zugangskontrollen auf dem Weihnachtsmarkt am Heumarkt. Der Weihnachtsmarkt ist Teil des öffentlichen Straßenlandes und deshalb kontrollieren wir die Eingänge auch weiterhin nicht." Die Polizei Köln appelliert allerdings an die Besucherinnen und Besucher, ähnliche Fälle wie die abgestellten Koffer der Polizei zu melden.
Auch Kamila Brand wird wachsam bleiben, hat aber Vertrauen in die Menschen, die sich um die Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt kümmern: "Ich denke, jetzt sind alle alarmiert und der Vorfall ist für mich auf jeden Fall kein Grund, zuhause zu bleiben."
Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Polizei Köln